Wer sein härterer Rivale gewesen sei, ist Markus Söder gefragt worden: Seehofer oder Laschet? Söder: „Schäuble.“ Der Beinahe-Kanzlerkandidat hätte im ARD-Sommerinterview noch „Bouffier“ anfügen können. Unter Assistenz des hessischen Ministerpräsidenten sorgte vor allem der Bundestagspräsident dafür, dass die CDU-Granden den betörenden Avancen und spitzen Ellenbogen des Bayern widerstanden, unter seiner Führung in die Schlacht um die Nachfolge Angela Merkels zu ziehen. Auch mit dem drohenden Hinweis operierte Wolfgang Schäuble, Armin Laschet würde alsbald seinen CDU-Vorsitz verlieren, wenn er auf die Kanzlerkandidatur verzichten würde. Ein besonderer Freund der CSU-Ansprüche ist der CDU-Altvordere Zeit seines Lebens nicht gewesen.
Und nun, da die Umfragewerte der Unionsparteien in den Keller rauschen? Schuldzuweisungen kommen nicht von selbst. Sie entwickeln sich. Sie werden vorbereitet – durch Andeutungen, durch Nebenbemerkungen, die sich in den Köpfen einnisten und beizeiten hervorgeholt werden. Söders „Schäuble“ ist so eine, die noch den zweischneidigen Vorteil hat, Laschet selbst, den Kandidaten, von Schuld und Sühne zu befreien. Zum Teil wenigstens. Es war ja bekannt, wer und wie er ist – „der Armin“, wie Markus Söder ihn nennt. Laschets Popularität, sofern sie von Demoskopen zu ermessen war, rangierte auch damals weiter unten. Die Stunde der Exekutive hatte er bei der Bewältigung der Coronakrise nicht nutzen können. Die Kanzlerin war ihm wegen abweichender Positionen brutalstmöglich in die Parade gefahren, was im Falle des Falles ein weiterer Baustein schuldzuweisender Analysen sein wird. Alles lag offen zutage, als ihm der CDU-Vorstand das Vertrauen aussprach und ihn zum Kanzlerkandidaten kürte.
Nichts ist besser geworden seither – nicht für Laschet, nicht für die Union. Fragestellungen werden auftauchen. Mangelte es dem Kandidaten an Ausstrahlung? Hinterließ Merkel eine programmatisch entleerte Partei? Wenden sich Anhänger Richtung SPD ab, weil sie lieber Olaf Scholz als Annalena Baerbock im Kanzleramt sähen? Spekulationen gibt es sogar, wonach Laschets Bundestagsmandat gefährdet ist: Auf einen Wahlkreis hat er verzichtet, und unter besonderen Umständen könnte sein Platz 1 auf der NRW-Landesliste nicht ziehen. Dieser Tage blickt die CDU in den Abgrund. Doch wer weiß? Der Wahlkampf 2021 gleicht für alle Beteiligten einer Achterbahnfahrt. Auch Söder muss sich vorsehen.
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