Gucklöcher durch die Bezahlmauern: Kommunismus, Nemi El-Hassan, Triell
Noch’n Triell. Warum? Ich weisses doch auch nicht. 4 Mio. sollen geglotzt haben. Weniger als die Hälfte im Vergleich zum Kölner Tatort (bei dem war ich auch; hätte es sowieso nicht glotzen können, weil Privatsender bei mir ebenfalls hinter der Bezahlmauer sind, DVB-T2). Und Manfred Güllner/Forsa hat danach ein für ihn geradezu “sensationelles” Schiedsrichter-Urteil gesprochen: Scholz habe gewonnen, Laschet zweiter, dicht dahinter Baerbock. Hätten Sie das etwa erwartet?
Wie gross die Verzweiflung bei der CDU/CSU und den ihr nahestehenden Medien ist, zeigt ein anderes Beispiel deutlicher, wird aber viel weniger bemerkt. Die SZ schreibt heute: “CDU und CSU diskutieren über Optionen bei einer Niederlage – Kann die Union eine Bundesregierung führen, wenn sie hinter der SPD landet? Die CSU sagt Nein, CDU-Kandidat Merz will von der Debatte nichts wissen.”
Damit ist relativ cool formuliert, dass es drunter und drüber geht, und niemand gerne in der Nähe oder gar dazwischen wäre. Ein ziemlicher Hammer in diesem Getümmel ist, dass der berühmte Recherchejournalist Roland Koch (“Andenpakt”!) sich mit einer sensationellen Enthüllung in der FAZ zu Wort meldet: er hat entdeckt, dass sich Frau Esken und Frau Wissler nicht nur getroffen, sondern sogar miteinander gesprochen haben. Hätten Sies gewusst? Wenn solche Zeugen aufgefahren werden, kann die Verzweiflung nicht mehr grösser sein. Und weil sich die FAZ vielleicht doch ein wenig geniert, hat sie die exklusive Enthüllungsstory ebenfalls eingemauert.
Nemi El-Hassan
Sabine Rennefanz lässt uns einen Blick durch die Bezahlmauer des Spiegel erhaschen – sofern ihre Redaktion sie im Laufe des Tages nicht selbst einmauert. Sie hat Frau El-Hassan in der Zeit kennen gelernt, für die sie von Springers Bild an die publizistische Wand genagelt wurde. Sie sind in einer ähnlichen Gegend aufgewachsen, und, was für eine Überraschung, sehr verschiedene Frauen. Frau Rennefanz ist nur keine Jägerin, wie die weissen Wessi-Jungs bei Bild, sondern Journalistin, neugierig und lernwillig.
Komisch zum zweiten Mal – beim zweiten und nun auch beim dritten Triell wurde Baerbock immer besser und von den Stodiogäst*innen überwiegend als Siegerin gesehen. Von mir übrigens auch. Und dann kommt da immer Sozialdemokrat Güllner und sagt mit seinen “objektiven” Zahlen das genaue Gegenteil. Schön auch die “Reaktionen” der selbsternannten “Spin-Doktoren”: Nachdem die “Heute-Show” am vergangenen Freitag verulkte, wer nach dem ersten Triell die Kämpfer*in in den Arm genommen hatte – die Annalena Baerbock neben Bütikofer, BuVo und Fraktionsspitze, den Olaf Scholz Esken, Borjans, Schulze und den armen Laschet aber nur Uschi Glas und der Sänger von Dschingis Khan – ein Duzfreund von Viktor Orban – lief dann gestern für Laschet sein ganzes “Team” nebst “Pate” Volker Bouffier auf. (Gacker!)