Gestern kommentierte sie das selbst – WDR-Lokalzeit
In Bonn wird über jede*n, die*der in Verantwortung gewählt wird, sofort schlecht geredet. Da sind die Grünen keine Ausnahme. Die neugewählte Oberbürgermeisterin hat in ihrem ersten Amtsjahr auf öffentlichkeitswirksame Symbolismen verzichtet. Stattdessen hat sie eine Ratskoalition aus vier Fraktionen (Grüne, SPD, Linke, Volt) geschmiedet und mit dieser Koalition einen Doppelhaushalt im Stadtrat durchgebracht. Eine unverzichtbare materielle Grundlage für kommunale Handlungsfähigkeit. Da gibt es vor Ärger und Neid für die derangierte CDU-Opposition kein Halten mehr.
Da ich Katja Dörner schon recht lange kenne, kann ich Ihnen und der Opposition versichern: entsprechend dem Klischee von den Rothaarigen macht jede aggressive Frauenfeindlichkeit diese Frau nicht schwächer sondern stärker. Sicher auch härter. Sollte es in Einzelfällen gelingen, sie zu Fehlern zu provozieren, müssen ihre Gegner*innen gewarnt sein. Sie wird aus jedem Fehler lernen. Diese Frau ist ein lernendes System, also das, wovon z.Z. nichts und niemand so weit entfernt ist, wie die CDU. Oder die Katholische Kirche. Oder der DFB. Na, Sie wissen schon: Alte-Männer-Gesellschaften, beherrscht von dem Typus Mann, der die Kontrolle über seine Hormone verloren hat. Es gibt ein Gegenmittel gegen diesen Kontrollverlust. Es heisst Kultur und ist etwas, was den Menschen von der Tierwelt unterscheidet. Leider kennen viel das gar nicht.
Unterkriegen könnte Dörner potenziell nur die eigene Fraktion. Die ist aber besser, jünger, kompetenter aufgestellt als ihre Vorgängerin. Zumal zwei Überbleibsel aus der vorherigen Wahlperiode sich freiwillig – unter Mitnahme ihrer Mandate selbstverständlich – entfernt haben, und so unbeabsichtigt die Einbeziehung von Volt in die Ratskoalition bewirkten.
Gestern gabs in der WDR-Lokalzeit ein Kurzporträt sowie ein Studiointerview mit der OB. Ob Sie sie nun mögen oder nicht – wenn Sie wissen wollen, was in unserer Stadt los ist, müssen Sie sich das anschauen und anhören. Einer meiner Wünsche bleibt offen. Der demnächst autofreie Stiftsplatz interessiert auf unserer Rheinseite kaum jemand. Uns unsere Fussgängerampel am Adenauerplatz zurück zu geben, würde noch nicht einmal Geld kosten. Es müsste nur jemand die Plastikhauben runternehmen und die Baustellenbaken aus dem Weg räumen. Jemand Berechtigtes natürlich, selbstverständlich.
Dass der Oberbürgermeisterin vieles in dieser Stadt zu langsam vorangeht, liess sie in ihrem WDR-Interview, nur notdürftig diplomatisch verklausuliert, durchschimmern. Mich hat das etwas beruhigt. Denn mir geht es ganz genauso. Und ich muss es nicht verklausulieren. Die Bonner Stadtverwaltung hat knapp 7.000 Beschäftigte. Seit 1949 wurde diese Verwaltung politisch von der CDU, und einige geringfügige Jahre von SPD-OBs geführt. OBs kommen und gehen, die Verwaltung bleibt bestehen. Ungefähr so, wie sie sich CDU und SPD nun über 70 Jahre vorgestellt haben. Dass die Grüne OB angesichts dieser Herausforderung mehrere Vertrauenspersonen einstellte, die ihr bei der Führung dieses Apparates helfen und sie vor Fallensteller*inne*n schützen sollen, haben die Deus-CDU und der Generalanzeiger zur Affäre aufgeblasen. Ob das sein musste? Wenn Dörner es nicht getan hätte, wäre das einem politischen Selbstmord gleichgekommen. Die CDU-Resteanführer wissen das von allen am besten.
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