Weihnachtsmärkte. Weihnachtsfeiern. Alle Feiern in geschlossenen Räumen, um noch – reduziert – Gastronomie weiterbetreiben zu können. Profifussball – auch als TV-Ereignis (was in der Gastronomie erneut zu feierähnlichen Versammlungen führen würde). Karneval drinnen und draussen, weil Distanzgebote nicht eingehalten würden. Alkoholausschank aller Art im Freien, weil distanzfeindlich wirkend. Skitourismus, weil unvermeidlich mit Vorgenanntem verbunden. Enge in geschlossenen Räumen muss für die Dauer des Winters untersagt bleiben. Nur unter solchen Voraussetzungen ist ein erneuter Lockdown der Gastronomie zu vermeiden.
Zur Erinnerung: die Superspreader zum Start der Corona-Pandemie in Mitteleuropa waren das Champions-League Spiel Bergamo-Valencia, seine TV-Übertragung in den Kneipen beider Städte, der Skitourismus in Ischgl und der Karneval in Gangelt. Wer will all das in diesem Winter wiederholen? Bitte mal laut und deutlich bekennen.
Private Zusammenkünfte sind kaum zu kontrollieren und zu vermeiden. Den Vulnerablen, meistens die Ältesten, gebührt gesellschaftlich und im privaten Raum die Entscheidungsgewalt, mit wem und wie vielen sie im Winter in geschlossenen Räumen zusammentreffen wollen. Nicht an Einsamkeit sterben zu wollen ist legitim. Ordnungsämter, Gesundheitsämter und Polizei haben genug Wichtigeres zu tun. Denunziant*inn*en können ja mit sich selbst telefonieren.
Auch absagen: “Radschnellwege”
Die Verkehrswende in Sachen Fahrrad stolpert in NRW – auch in Bonn – über sich selbst. Andreas Wyputta/taz erklärt das sehr gut: “In einem 161 Seiten dicken Leitfaden hat das Landesverkehrsministerium genau festgelegt, wie eine solche ‘Radschnellverbindung’ auszusehen hat: Mindestens 4 Meter breit muss der Weg sein. Zwischen den beiden Spuren gibt es eine gestrichelte Linie wie auf den meisten Straßen auch. Und um Konflikte mit Fußgänger:innen zu vermeiden, ist für sie ein abgetrennter Weg Vorschrift, Mindestbreite 2,50.” Ergebnis: “Seit 2017 ist der RS1 zwischen Mülheim und Dortmund um gerade einmal 7,6 Kilometer gewachsen. Auf dieser rund 50 Kilometer langen Strecke sind damit nur vier einzelne Teilstücke mit insgesamt etwa 17 Kilometern Länge befahrbar.” So das Schicksal des RS1 im Ruhrgebiet. Voriges Jahr hätte er nach dem Willen des Regionalverbandes Ruhr fertig werden sollen. Hätten wir gelacht, wenn es nicht so traurig wäre ….
Ein ähnliches Schicksal droht für die Radwegeplanung am Bonner und Beueler Rheinufer. Die o.g. Schnellwegkriterien sind schön und gut, für Liege- und Lastenräder, die gerne unter dem Druck arbeitgebender und Fahrer*innen auspressender Lieferdienste schneller unterwegs wären, als die LKWs im allgegenwärtigen Stau.
Die Mehrheit der Radfahrer*innen wäre mit besseren Wegen schon sehr glücklich zu machen: Trennung von den am meisten gefährdeten Fussgänger*inne*n, Überholmöglichkeiten, gefahrloses Passieren des Gegenverkehrs. Die Mehrheit der Radfahrer*innen vermag es ebenfalls zu bremsen, wenn mal ein alter Baum im Weg steht, denn er bietet in den üblichen Hitzesommern dringend nötigen Schatten.
Die Stadt Bonn fürchtet nun den Ausfall der Fördergelder des Landes (Kriterien s.o., und Antragsfristen). Dafür wäre es nötig, die Förderrichtlinien des Landes NRW zu ändern. Das können wir Wähler*innen schon im Mai nächsten Jahres selbst in die Hand nehmen: bei der Landtagswahl am 15. Mai.
Die gute Nachricht (= nicht absagen!): USA und China
Das darf in den aktuellen Ärgernissen nicht untergehen. Zwar gab es nach dem Video-Gipfeltreffen der Herren Biden und Xi Jinping kein Kommunique, sondern nur notdürftig hübsche TV-Bilder der älteren Herren. Aber die Grossmächte sprechen wieder miteinander, und versichern sich gegenseitig dieser Bereitschaft. Ein kleiner Fortschritt, aber ein wichtiger.
PS zur Sanierung des Fussballbusiness: WM in Katar boykottieren – stattdessen 2022/23 infektionsfreien Vereinsfussball durchziehen. Mit dem erzielten Umsatz den Grundlagenvertrag mit dem DFB für die Amateure verzehnfachen.
Etwas elaborierter als ich: Stefan Wirth/Jungle World: Der nächste Lockdown. Die Bonner Zahlen: Inzidenz: 179; vollständig geimpft: 258.500 = knapp 80%; im Krankenhaus: 63, auf Intensiv 23.
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