Medienfrauen und fragile Männlichkeit
Zwei grosse Männer aus der Zeit, als das Fernsehen mein Bewusstsein formte. Es war schwarzweiss. Unsere Kiste hatte uns unsere Oma geschenkt. Es ging nur das Erste Programm. Für das Zweite reichte das Gerät nicht. Mehr als zwei gab es sowieso nicht. Für Länderspiele im ZDF gingen wir zu unseren Vermietern runter. Das war die Zeit, in der ich Georg Stefan Troller sah, im WDR-Regionalprogramm mit Werbung zwischendurch; zwischen 18 und 20 Uhr wurden die ARD-Sender dafür auseinander geschaltet. Ich verstand noch nicht, was der Mann mit dem markanten Gesicht da machte. Ilja Richter, fünf Jahre älter als ich, verstand es schon.
Ilja machte als junger Erwachsener dann Pop-Müll im ZDF, versuchte dabei angestrengt witzig zu sein. Das ist heute so peinlich, dass es endlich witzig wirkt. Aber ein reifer kluger Mann wurde er – öffentlich – erst nach seiner ZDF-Popkarriere. Heute schätze ich ihn als grossen politischen und literarischen Kopf. Gereift wie ein erstklassiger Wein. Danke Ilja.
Was für ein Wicht durfte sich dagegen in der von deutschen Studienräten so heissgeliebten Wochenzeitung Die Zeit breitmachen (digital eingemauert, die wollen auch noch Geld dafür!). Ich mag seinen Namen gar nicht mehr niederschreiben. Zwei von mir hochgeschätzte Medienfrauen, Brigitte Baetz/DLF und Anne Fromm/taz, beide sachlich, trocken, cool, auf Pointenfeuerwerke verzichtend, gaben ihm (und der “Zeit”), was er verdient. Danke.
Es gibt auch eine andere Sorte Frau. Die ehemalige Flinten-Uschi bleibt sich auch als Bossin der EU-Kommission irgendwie treu. Oder wie finden Sie das?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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