Und: Reiche Kirchen / Armselige ARD
Wie lange geht das noch gut? Am 10. April ist die Präsidentschaftswahl in Frankreich; zwei Wochen später die wahrscheinliche Stichwahl. Fällt der Vorsitz im EU-Rat dann an die Faschisten? Das wäre wohl die Zeit, in der ich zu Peter Wahls EU-kritischer Position überlaufen muss. Der gegenwärtige Publizitätslärm um die Beurteilung von Atom und Gas durch die EU-Kommission (“Taxonomie”) scheint mir der Vorhang zu sein, der vor was anderes geschoben wird. Er ist wissenschaftlich, ökologisch, ökonomisch offensichtlicher Schwachsinn (Audio 11 min), und Ausdruck eines faulen Deals.
Atomkraft, und hier insbesondere ihre militärische Nutzung, ist der letzte Faktor, der französische Regierungen in der ersten Grossmacht-Liga mitspielen lässt. Das soll die deutschgeführte EU gefälligst mitfinanzieren. Wie es auch schon mit den Agrarsubventionen macht, deren grösster Empfänger und Lobbyist ebenfalls Frankreichs Regierung ist. Ökonomisch hat unser grosses Nachbarland sonst wenig auf die Waage zu bringen; der neokoloniale Einfluss in Afrika geht ebenfalls zusehends verloren. Über die damit verbundenen Desaster hat die Bundesregierung – unter lautem Schweigen der zuständigen Bundesministerin – am Wochenende Unbehagen äussern lassen.
Macron soll im Amt gerettet werden. Darüber gibt es keinen Koalitionsstreit. Linke Alternativen gibt es dank einer Selbstzerlegung, die die deutsche Linkspartei noch weit übertrifft, nicht. Und die Rechten sollen verhindert werden. Da gehe ich mit. Aber wirksame Mittel haben sie in Berlin nicht. Jedenfalls nicht erkennbar.
Reiche Kirchen
Wow, jetzt gehts aber schnell. Seit 1803 werden die christlichen Kirchen in Deutschland staatlich durchfinanziert. Der französische Ex-Revolutionär BonapARTE bedrohte sie mit Säkularismus und Laizismus – Teufelswerk, seit Jahrhunderten hierzulande erfolgreich bekämpft und bei Bedarf verbrannt. Seitdem funktioniert der Deal, die Kirchen für die grausamen Enteignungen zu entschädigen, prächtig. Für beide Seiten. Gelegentlich kriechen dubiose Liberale aus kleinen Löchern, um nervtötend saubere Trennungen zwischen Politik und Religion zu fordern. Jetzt wieder, sogar in der Regierung. Das regelhaft aufklärerische Religionsmagazin des DLF “Tag für Tag” informierte heute darüber (Christian Röther, Audio 12 min).
Sicher: ein Motiv der FDP beim Zurückdrängen der Kirchenmacht im Kapitalismus ist, neue Anlagemärkte für die Investor*inn*en freizuräumen, die in der FDP ihre Stellvertretung auf Erden sehen. Leider geben die Kirchen wenig Anlass, sie gegen den neoliberalen Satan zu verteidigen.
Kirche ARD
Ähnlich zäh und in die falsche Richtung bewegt sich die öffentlich-rechtliche Medienkirche ARD. Verlierer*innen sind die Auslandskorrespondent*inn*en, und damit die Weltsicht deutscher TV-Glotzer*innen auf das wahre Leben da draussen. Die Botschaft wird ausgerechnet aus einem von der Kirche finanzierten Medium überbracht, der Medienkorrespondenz. Ein gutes Werk, ja, in diesem Fall von René Martens.
Es war die letzte Ausgabe. Die Kirche hat den Laden zugemacht. Und wem soll das jetzt was nützen?
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