Willi statt Gabriel: “Völlerei, aber massvoll”
Vor den schlechten Nachrichten die gute: während sich Melanie Mühl hinter der FAZ-Bezahlmauer am Selbstoptimierungswahn abarbeitet, komme ich beim DLF-Kultur weiter: “Optimisten leben besser” – “Zum Glücklichsein gehöre auch hin und wieder die Völlerei oder das eine oder andere Glas, wenn man es denn bewusst und maßvoll konsumiere”. Sarich doch. In diesem Fall bestätigt von Sigmar Willi, dem Waffenliefer-Sigmar weit überlegen. Die Textmeldung fasst das Interview gut zusammen; die Hörfassung empfiehlt sich wegen des schweizerischen Deutsch von Herrn Willi, sehr entschleunigend (9 min). Mein persönlicher Sonderwunsch: dass der DLF wieder Ton-Techniker*innen einstellt, die sich um den Lautstärkepegel kümmern.
Ich werde nie vergessen, wie Vincent Klink uns einst in seinem wunderbaren Restaurant auf dem Berg über Stuttgart die Sache mit dem hungernden sportsüchtigen Joseph Fischer erklärte: “Das ist nicht seine Hülle.” In der Tat kam er, im Flurfunk “das Tier” genannt, mir am Bonner Rheinufer joggend wie ein Gespenst vor. So war dann auch seine Aussenpolitik. Er landete in dem Armen von Madeleine Albright. Der nächste Jojo-Fall im Bundesaussenministerium war dann Sigmar Gabriel, politisch ähnlich wirksam. Er ist heute Rudelführer der “Atlantikbrücke”. Und erinnern Sie sich noch, wie er den ägyptischen Militärdiktator al Sisi einen “beeindruckenden Präsidenten” nannte? In den letzten Zügen der CDU/SPD-Bundesregierung war dieses Ägypten der grösste Rüstungsexportkunde der BRD.
Ansisemitismus-Inflation
Nun die schlechten Nachrichten. Einem kleinen Aktivisten-Grüppchen aus Kassel ist es gelungen, ein Stürmchen durch den deutschen Feuilleton-Blätterwald zu entfachen. Dazu genügte es, einen Autor der gut verkaufenden Wochenzeitung Die Zeit auf die Antisemitismusschiene zu setzen, und der Zug fuhr fast von alleine. Hier ein Differenzierungsversuch von Shimon Stein und Moshe Zimmrmann, alte Männer, wenig feurig in der FR versteckt.
Einstürzende Brücken
Bisher noch in Pittsburgh, bald auch im Sauerland? Bei der WAZ macht sich ein CDU-Adlatus über die Aufregung lustig, dass alle Brücken der Sauerland-Linie ersetzt werden müssten. Das sei doch schon seit SPD-Verkehrsminister Mike Groschek (2012-2017) bekannt. Und was der WDR da aufkoche, seien doch ganz alte Kamellen. Ja gut, würde ich sagen. Und warum ist, seit das bekannt ist, noch nichts passiert, z.B. in der Amtszeit des Verkehrsministers Hendrik Wüst (2017-2021)? Der war mit dem Ministerpräsidentwerdenwollen ausgelastet.
Leider ist das überhaupt nicht lustig. Die Sauerlandlinie wurde bei ihrer Eröffnung 1971 vom ehemaligen Baugewerkschafter und Verkehrsminister Georg Leber (SPD) prahlerisch für ihre Brückenbauwerke verherrlicht. Und jetzt wird die Rechnung dafür bekannt. Sie betrifft alle Brückenbauwerke des Landes, u.a. auch den Bonner Tausendfüssler. Über den gibt es noch immer keine Einigkeit wie er überhaupt zukünftig aussehen soll (mit oder ohne Radschnellweg, 4 oder 6 Autospuren, Brückenlage, oder doch lieber Tunnel?), da wird auch schon seine Erneuerung verschoben (der GA berichtete hinter Bezahlmauer). Politisch alles zu heikel, jetzt vor der NRW-Landtagswahl.
Brückenrenovierung ist keine technische Angelegenheit, die ausgerechnet einer Autobahn GmbH überlassen bleiben kann. Die Bahnbrücken sind genauso marode. Ihnen gebührt der Vorrang.
Linkspartei NRW – genauso einsturzgefährdet?
Wenig Hoffnung, dass sich was zum Besseren ändert, macht die sich “Die Linke” nennende Partei in NRW. Sie stellte am Wochenende eine Kandidat*inn*enliste für die NRW-Landtagswahl am 15. Mai auf. Andreas Wyputta/taz gehört für mich zu den satisfaktionsfähigen kritischen Berichterstatter*inne*n.
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