Einiges in dem hier folgenden Text kann Sie depressiv machen. Herr Böhmermann empfahl in einem solchen Fall Bier und Handy. Denn eine Psychotherapie werden Sie von Ihrer Krankenkasse – selbst bei diagnostizierter Depression – in den nächsten sechs Monaten (Durchschnitt) nicht bekommen. Egal kann Ihnen das sein, wenn Geld für Sie “keine Rolle” spielt. Selbstzahler*innen finden Therapeut*inn*en. Besser, Sie werden nicht depressiv. Sie hören hier also auf zu lesen, oder berücksichtigen meine persönlichen Tipps.
Vorvorgestern war hier in Beuel einige Minuten Sonne. Solche wertvollen Minuten sollten Sie in dieser dunklen Jahreszeit immer draussen verbringen. Es ist hormonell: Serotonin heisst das Zeug. Das wird in Ihrem Körper zusätzlich durch Schokolade stimuliert, dunkle muss es sein, mit hohem Kakaogehalt. Und fair gehandelt wäre sowieso besser, das macht auch Sie selbst direkt zufriedener. Kombination mit Marzipan – ebenfalls grau statt weiss = höherer Mandel- und niedrigerer Zuckeranteil – sehr zu empfehlen. Ich pflege ausserdem mindestens zwei mindestens einstündige Mahlzeiten am Tag. Nicht zur Zufuhr als Ernährung, sondern als Genuss. Starten Sie mit einem Apfel. Das dauert, bis der zerkaut ist. So vergeht Zeit während der Mahlzeit, denn erst nach 20 Minuten kann ihr Körper mögliche Sättigung signalisieren. Ein Glas Wein dazu, nicht gegen den Durst, sondern für den Geschmack (gegen Durst immer: Wasser!), steigert das Wohlbefinden. Und ist darum gesund.
Pandemie. Ja, scheisse. Gehen Sie trotzdem unter Leute. Mit Maske und Distanz, draussen oder drinnen (Lüften nicht vergessen). Sagen Sie beim Einkaufen, am Virustestzentrum, dem Lieferdienst, im Restaurant oder in der Bahn mal einen netten Satz zum Personal – und Sie sehen die Mitmenschen auftauen. Das tut auch Ihnen selbst wiederum gut. Viel besser, als sich gegenseitig anblaffen.
Unter diesen Voraussetzungen senken Sie Ihr Risiko beim Weiterlesen.
Krankenkassen-Korruption
Wenn Sie es oben noch nicht angeklickt haben. Ich habe sowas immer geahnt, habe 22 Jahre in einer WG mit einem Hausarzt gewohnt. Das Krankenkassensystem ist, so wie es ist, zum Kotzen. Diese Details und diese Ausformung war mir nie klar, weil es mir zu kompliziert und “langweilig” war. Ist es nicht. Es erklärt aber gut, warum jede*r Bundesgesundheitsminister*in – mal mehr, mal weniger spektakulär – scheitern musste und muss. Das kostet Menschenleben, viele bringt es um. Und senkt so wiederum die Kosten. Dann ist ja alles in Ordnung …
Berliner Zeitungskrieg
Die Berliner Zeitung macht heute mit einer grossen Recherche auf, die im Kern keine Neuigkeit ist. Nachdem ihrem eigenen Verlegerehepaar ähnliche Vorwürfe gemacht wurden, enthüllt sie die Interessenkollisionen im Holtzbrinck-Konzern, in dem u.a. Die Zeit, Handelsblatt und das Berliner Konkurrenzblatt Tagesspiegel erscheinen.
Sehr lachen musste ich bei dieser Passage:
“Die Trennung von journalistischen und wirtschaftlichen Interessen ist seit jeher ein Grundpfeiler der unabhängigen Presse. Kontrollgremien und Presseräte achten daher besonders darauf, dass Werbung und redaktionelle Inhalte streng getrennt sind und dass sich Verleger und Eigentümer von Medienhäusern nicht in die redaktionellen Belange einmischen.” Falls die Berliner Zeitung ihre Recherche noch digital einmauern sollte, sollen doch wenigstens diese schönen Sätze nicht verloren gehen.
Und morgen, liebe Kinder, erzähle ich Euch ein anderes Märchen. Denn das deutsche Medienwesen krankt, wie überall auf diesem kapitalistischen Planeten, an der Tatsache, dass Nachricht, Wahrheit, Meinung in eine Handelsware verwandelt werden. Die unterliegt anderen Gesetzen, als Demokratie, Gutem, Wahrem und Schönem.
Schwacher Putin
Wladimir Putin hatte von seinem alkoholabhängigen Vorgänger das Problem Tschetschenien geerbt. Einen blutigen Krieg, den die russische Armee so wenig gewinnen konnte, wie in Afghanistan. Statt das Blutvergiessen exzessiv weiter zu treiben, installierte er in der – landschaftlich traumhaft schönen – Terrorismusregion ein Mafiasystem, in dem sich die einheimischen Feudalherrscher bereichern und sadistisch austoben dürfen – unter der Bedingung, dass sie die Weltöffentlichkeit nicht mit dem Anblick ihrer Verbrechenspraxis belästigen. Denn das Putinregime hat auch auch ohne Tschetschenien genug Ärger und Probleme.
Entweder ist über diesen schmutzigen Deal die Kontrolle wieder verloren gegangen. Oder die FAZ gräbt die kaum geheime Kamelle zum jetzt geeignet erscheinenden Zeitpunkt wieder aus. Was sie beschreibt, ist seit dem Jahr 2000 aktuell, interessiert aber in der jetzigen Konfrontation besonders. Islamistischer Terrorismus war schon immer von geeigneten nützlichen Idioten getragen, wenn es gegen irgendwas anderes Böses geht. Der “real existierende Sozialismus”, der 1990 verstarb, kann es also nicht gewesen sein.
Wollte das Volk zwei Stuttgart21?
2011 war der Volksentscheid der Badener und Württemberger. Eine Mehrheit wollte das, was jetzt in Stuttgart passiert. Aber wollte sie zwei davon? Denn jetzt ist es so weit: es kostet – mindestens – doppelt so viel, wie dem Volk seinerzeit weisgemacht wurde. Ich persönlich bin ein Freund plebiszitärer Demokratie. Sie müsste allerdings von Betrug, immerhin eine Straftat, freigehalten werden. Es wäre Aufgabe von Parlament und Regierung, sich darum zu kümmern. Aber wo waren die? Wo sind sie? Herrn Kretschmann habe ich heute morgen noch beim Wachwerden gehört. Wie Putin: hat andere Sorgen.
Gegenwind für Hochstapler Smerling
In der FAZ-Paywall eine Analyse der Politik des Herrn Smerling, und des dummen Senats, der auf ihn hereinfiel. Die Bewertung des Autors Niklas Maak (“Berlin zahlt auch noch drauf”) entspricht der u.a. hier und hier von uns vorgenommenen. Dank an Helmut Lorscheid: gut gemacht! Das waren 5 Tage Vorsprung.

Und jetzt eine gute Mahlzeit mit einem guten Wein dazu.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net