Spoilerwarnung: enthält Kommentar zum Ende
Die ARD verklappte die dritte Folge “Das Begräbnis” um Mitternacht. Mutmasslich war die Einschaltquote nicht befriedigend (Update: letzte Nacht erschütternde 4%). Darum habe ich mir die Folgen 4-6 gestern per Mediathek reingepfiffen. Ich empfehle wärmstens, wenn Sie es noch nicht getan haben, es mir nachzutun.
In der Folge 4 spielte Luise von Finckh eine Hauptrolle als Jacqueline Hell, Ob sie reiche Erbin ist? Ich meine jetzt im richtigen Leben: bei den von Fincks war doch kürzlich einer gestorben, der verdächtigt wurde, die AfD zu finanzieren. Aber der liess sich ohne “h” schreiben.
Bleiben wir also in der Fiktion des “Begräbnisses”. Frau Finckh hat bereits ein recht ansehnliches Repertoire vorzuweisen. Mir war es unbekannt. Aber im “Browser Ballet” war sie recht vielen in der Rolle des einzigen lieben Mädchens unter lauter egomanisch-toxischen Schnöseln positiv aufgefallen. Im “Begräbnis” ist sie imgrunde auch lieb, aber ganz anders verpeilt. So, wie sich altgewordene was-mit-Medien-Leute heute “die jungen Leute” vorstellen.
Meine Lieblingsfigur spielt die immer hintertrieben wirkende Adina Vetter in der Figur der in die Trauerfamilie hineinvögelnden Lola Bäuerlein. Frau Vetter hatte mir schon bei den “Vorstadtweibern” ausnehmend gut gefallen. Obwohl sie blond ist.
Im 5. Teil kommen dann endlich die Narben der DDR zum Vorschein. Zunächst fürchtete ich, hier den üblichen westdeutschen Klischees zu begegnen. Für alle, denen es ähnlich geht: es lohnt sich dennoch dranzubleiben. Es kommt zu einigen – auch moralischen – Wendungen und wird von Thomas Thieme und Jörg Gudzuhn superb gespielt.
In der letzten Folge mit Catrin Striebeck als Witwe in der Hauptrolle taucht als dramaturgische Wendung – ein wenig unvermeidlich wirkend – ein neues Testament auf. Nachdem das Publikum, dem “Satire” und “Comedy” versprochen wurde, arg enttäuscht von der allumfassenden familiären Tragik und Doppelmoral wurde, versöhnt am Schluss der Verstorbene mit all der Weisheit, die die sechs Folgen dem Publikum vermittelt haben.
Von einem fabulösen Ensemble. Gratulation an alle. Impro-Nachahmungen erwünscht.
Letzte Kommentare