Als Naturell sind sie mir eher zuwider. Objektiv sind sie ambivalent. Es gibt Gelegenheiten, bei denen Show und Lärm nützlich sind. Andererseits verdecken sie oft den oder die Kerne, sollen grosse Teile der Öffentlichkeit in die Irre führen. Die heutigen Beispiele für diese Ambivalenz.
Abwesenheit von Krieg retten
“Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg” war und ist eine treffende Parole der Friedensbewegung. In Europa sind wir jedoch gegenwärtig demütig dankbar, wenn es bei der Abwesenheit von Krieg bleibt. Olaf Scholz und Emmanuel Macron machen sich das zunutze. Und wie es ihrem Persönlichkeitsbild in der Öffentlichkeit entspricht, “stiehlt” der Franzose dem ökonomisch weit mächtigeren Deutschen dabei ein wenig die Show, mithilfe seiner gegenwärtigen EU-Ratspräsidentschaft und “seiner” Nachrichtenagentur. Scholz kann das verschmerzen, weil er im eigenen politischen Stall genug zu tun hat, um ihn in Ordnung zu halten. Mit dem 3er-Gipfel im Kanzleramt hat er, trotz Jetlag, seiner stahlbehelmten Aussenministerin in der Ukraine – mitsamt deren sich isolierender Oligarchenregierung – effektiv die Show gestohlen. Er weiss, dass Bühnenperformance nur ein wichtiger Faktor unter vielen ist, und die Schwächen des Monsieur Macron auf den zahlreichen anderen Feldern liegen. Allerdings muss Scholz seine verborgenen Stärken am Ende auch “performen”, denn sie nützen ihm nichts, wenn sie für die Öffentlichkeit unbemerkt bleiben. Egal, nicht meine Sorge. Wenn es für Abwesenheit von Krieg sorgt, ist es deren Problem, nicht meins.
Selbsthass ist eine starke Kraft
Die schlimmsten Schwulenhasser sind selbst welche (Kardinäle!). Ich kenne Frauen, die sind als Frauenhasserinnen unübertrefflich. Was sagt uns in diesem Zusammenhang der demonstrative öffentliche Beschuss zwischen den Herren Böhmermann und Döpfner? “Verschwörungstheorien” gibt es offensichtlich nicht nur im niederen ungebildeten Volk, sondern auch und besonders in der was-mit-Medien-Elite. Denn wer weiss besser als die: Verschwörungen gibt es wirklich. Kunst ist, die wirklichen von den erfundenen zu unterscheiden.
Pandemie: publizistischer Heilpraktiker
Dieser Berliner-Zeitungs-Text von Alex Heinen hat eine CC-Lizenz. Ich hätte ihn also kostenfrei übernehmen können. Dafür ist er mir dann doch nicht wichtig genug. Denn dieser Tomas Pueyo scheint mir, der ich mich selbst für einen Medienjunkie halte, ein klassisches Blasenphänomen zu sein. Das macht ihn nicht irrelevant, denn die Polit- und was-mit-Medien-Blasen bestimmen stärker als andere das öffentliche – und vor allem veröffentlichte – Leben. Aber ich mag mich nicht selbst am Aufblasen beteiligen. Darum an dieser Stelle nur die erwähnende Verlinkung (und wenn die Berliner Zeitung sie später noch einmauert – selber schuld).
Sternenstaub
Wenn Sie sich für Italien interessieren, ist Ihnen die “5-Sterne-Bewegung” als Regierungspartei ein Begriff. Sie erinnert ein wenig an die deutsche Piratenpartei, nur noch viel aufgeblasener und mit einem entschieden lauteren Knall, Italien eben (Warnung: Vorurteil!). SZ-Korrespondent Oliver Meiler hat dort – zu meinem Bedauern – viel Platz eingenommen, den früher Birgit Schönau bespielt hat. Er bohrt mir in der Regel zu dünne Bretter. Aber urteilen Sie selbst.
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