Denn der macht die Musik. Beim Deutschlandfunk hören sie sich selbst nicht mehr zu, repräsentativ für den Ton der veröffentlichten deutschen Medienlandschaft: “Greift der russische Bär an oder will er nur spielen?”. Ich kann sowas aus gesundheitlichen Gründen nicht einschalten. Zu diesem Bild finden Sie hier Aufklärerisches von Jekaterina Sinelschtschikowa. Das Bild wird auch von der Putin-Partei verwendet, ist also ambivalent.
Wenn es Ihnen geht wie mir, dass Sie das “Säbelrasseln” – egal von wem – nicht mehr vertragen, empfehle ich Ihnen die Berichterstattung und Kommentierung von Michael Maier/Berliner Zeitung, mit dem ich gelegentlich anderer Meinung bin, der aber alt und reif genug ist, Kriegsgefahren zu fürchten statt zu befeuern.
Bis vor wenigen Tagen hätte ich es für unfassbar gehalten, dass ein Botschafter, zu dessen Berufsbild – bis vor wenigen Tagen – Diplomatie gehört hat, Rüstungsbestellungen per Pressemitteilung veröffentlicht. Die deutsche Rüstungsindustrie ist solvent genug, solche Politik zu bestellen.
Wir sind keine Idioten
Die FAZ (Corinna Budras und Hans-Christian Rössler) schreibt heute: “Recht auf analoges Leben : Warum ältere Menschen unter der Digitalisierung leiden – Die Pandemie hat die Digitalisierung rasant vorangetrieben. Das lässt vor allem ältere Menschen außen vor, sogar bei den einfachsten Dingen des Alltags. Der Protest wächst, denn es fehlt an guten Inklusionsstrategien.” Logischerweise hat sie diesen Text digital in ihrer Bezahlmauer vermörtelt. Zu dem spanischen Senioren-Widerstandskämpfer Carlos San Juan gehts immerhin bei der Deutschen Welle (Stefanie Claudia Müller) barrierefrei.
Alexander Kluge 90
Das deutsche Feuilleton steht stramm. Respekt. Ob ihm das ein bisschen peinlich ist? Dann wäre er gewiss zu höflich und zu sehr Menschenfreund, um das zu zeigen. Mir fällt zu dem Kerl nichts mehr ein, habe mich schon mehrmals geäussert.
Christian Görlitz gestorben
Aus der SZ, ausnahmsweise unvermauert, erfahre ich vom Tod des Filmregisseurs Christian Görlitz. Mit einem bemerkenswerten Nachrufzitat von Bibiana Beglau, einer der besten Schauspielerinnen unserer Zeit. Görlitz hat sich in meiner politischen Erinnerung mit dem TV-Film “Die Bombe” eingebrannt. Vordergründig ging es um Terroraction in Hamburg. Politisch ging es um den unstillbaren Drang deutscher Bundesregierungen – egal welcher Koalition und bis heute! – nach deutscher Atombewaffnung, heute als “nukleare Teilhabe” verklausuliert. Görlitz hat die Widerlichkeit solcher Politik erkannt und bekämpft (Beglau: “Kämpferisches Herz”). Das war (und ist) im deutschen Mediensystem aussergewöhnlich tapfer.
Wenn Sie solche Typen heute noch irgendwo entdecken, geben Sie mir bitte Bescheid.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net