mit Update 16.2.
Wundersame Bahn LXXXIV
Ich habe überlebt. Vor vielen Jahren, als in Ebenhausen noch die Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP), bei klarem Wetter fast in Sichtweite des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach, residierte, bin ich die eingleisige Strecke von München raus gefahren. Mein Freund, und der spätere Chef der SWP, Volker Perthes, war noch Anfänger, zeigte mir seinen neuen Arbeitsplatz und stellte mir einige seiner Kollegen vor. Eine Frau war dabei, Marie-Janine Calic, deren Expertise später beim Kosovo-Krieg (1999) gefragt sein sollte.
Nun hat es dort gekracht, wie in Bad Aibling, und eine Frage bleibt offen: wie kann so ein Unglück – immer noch passieren, wenn die Strecke, wie die SZ berichtet, “im fraglichen Abschnitt mit einem elektronischen Sicherungssystem im Rahmen der Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) ausgestattet” ist? “Dabei”, so die SZ, “ermöglicht es die Technik, den Zugverkehr zu überwachen und Züge auch automatisch zu bremsen. In Ermittlungskreisen verlautete am Dienstagvormittag, das System habe in der Unfallsituation angeschlagen und mindestens einen Zug gebremst. Bei dem System überwachen Sensoren die Strecke. Fährt ein Zug in einem Bereich ein, der nicht freigegeben ist, wird die Technik automatisch aktiv.”
Selten ist die Bahn so gefragt wie jetzt. Schön wäre darüber hinaus, wenn die bayrische CSU-Landesregierung der Öffentlichkeit erklärt, ob die Häufung solcher Bahnkatastrophen in ihrem schönen Land an Laptop oder Lederhose liegt. Ist die Technik fehlerhaft konstruiert und ausgeliefert? Oder war ein fehlerhafter Mensch dazwischen?
Die SWP und der BND scheinen in Sicherheit. Die Stiftung sitzt in einem hochherrschaftlichen Altbau am idyllischen Westberliner Ludwigkirchplatz, umringt von besten Lunch-Restaurants. Der BND hat eine Schiessschartenfestung in der Nähe des Ost-Berliner Nordbahnhofs errichten lassen – mit den üblichen Kostensteigerungen während des Baus.
Nur gut, dass “Hubert ohne Staller” abgedreht ist. Dort ist die Wolfratshausener S-Bahn-Endhaltestelle oft prominent im Bild, und sieht wie die gesamte Postkartenlandschaft des Voralpenlandes nur gemütlich aus.
Update 16.2.: noch keine neuen Erkenntnisse – ausser einem vorlauten Landesinnenminister. Als betroffener Stadtteil einer knapp verhinderten Bahnkatastrophe kennen wir die entscheidende Frage: warum ist es technisch immer noch möglich, dass “menschliches Versagen” eines Einzelnen solche Vorfälle auslösen kann? Wer das technisch nicht lösen kann, müsste einer Kopilotenpflicht unterworfen werden. Denn kein Mensch ist perfekt.
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