Werden wie Putin?
Der Backlash reaktionärer Aufrüstungspropaganda war erwartbar und ist nicht vermeidbar. Das Geschenk hat uns die russische Aggression gegen die Ukraine als Kollateralschaden gemacht. Wie schnell wird es verbliebenen fortschrittlichen Kräften gelingen, den Schaden zu begrenzen, eigene Analysen und Strategien zu korrigieren? Die Alten haben das schon öfter erlebt, und darum Sachdienliches zu diesen Fragen beizutragen.
Gregor Gysi ist jetzt 74, und dem Tod schon mehrmals von der Schüppe gesprungen. Als er mal ein ganz bisschen Macht hatte, als Wirtschaftsdezernent der Kleinstadt Berlin, ist er schnell wieder zurückgetreten. Seine Gesundheit war wichtiger. Einerseits vorbildlich, andererseits bedauerlich. Seinen Verstand hat er noch beieinander. Es sind nicht viele, bei denen es derzeit so ist.
Mit Gysi, Zumach u.a. bleibt zu fragen, welche Fehler im eigenen Haus gemacht wurden. Russlands ökonomische Ausplünderung in den 90ern hat das System Putin erschaffen, das bis heute von beachtlichen Bevölkerungsmehrheiten in Russland gutgeheissen wird. Opposition dagegen ist erfreulich, aber bei weitem zu schwach, und nicht von auswärts künstlich zu erzeugen. Die Ablehnung eines Russland einschliessenden Gemeinsamen Hauses Europa hat die Oligarchen-Fraktionen in Russland gestärkt, mit denen es die Welt heute zu tun hat, und von denen bedrohliche Klone in weiteren Ländern und Regionen herrschen, ohne und mit Atomwaffen.
Ute Scheub ist 67. Sie leitet die toxische Männlichkeit, die sich bei Putin ungut mit sehr viel Macht verbindet, aus langem Militarismus-Drill ab. Fast jede Frau hat schon Mini-Putins persönlich kennen gelernt. Je mehr sie von Macht ferngehalten werden, umso besser. Ein weiter Weg.
Einen kleinen Schritt in diese Richtung gaben die US-Profi-Fussballerinnen durchgesetzt, den Alina Schwermer/taz sachkundig kommentiert. Und wenn es einen Kollateralnutzen der schlimmen aktuellen Krise gibt, dann, wie nackt der Männer-Profifussball jetzt dasteht. Er wird sich erholen, Alternativen suchen und finden. Im weltweiten Grosskapital wimmelt es von “Putins”.
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