Das ist im Krieg so. Niemand ist überrascht. Feministinnen müssen sich warm anziehen. Vieles wird wieder normal, was bereits als unanständig galt, und schon immer toxisch war. Ich fange mal ganz unten an: beim Generalstaatsanwalt von Hamburg. Der hat seine Staatsanwaltschaft förmlich aufgefordert, Einspruch gegen eine Verfahrenseinstellung einzulegen. Geht es ihm wirklich nur um Bakery Jatta, einen Flüchtling aus Gambia?

Wenn ja, ist es der platteste Rassismus, den sich ein Radikaler im öffentlichen Dienst in den letzten Jahrzehnten geleistet hat – ausgenommen allenfalls Mörder, wie die von Oury Jalloh. Der Behördenleiter in Hamburg ist ein gewisser Jörg Fröhlich. Seinem Nachnamen wird der Mann nicht gerecht. In einem Interview mit dem Mitgliedermagazin des Hamburgischen Anwaltvereins gab er im vorigen Jahr Auskunft über sich. Wertschätzung gegenüber seiner vorgesetzten Grünen Justizsenatorin drückt er dort nicht aus. Was auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Ruhe ist hier aber offensichtlich keine Lösung. Denn dieser Mann schadet Hamburgs Ansehen in der Welt. Hallo Weltstadt, jemand zuhause?

Dass Männer sich um Länder schlagen wollen – pfffhhh, ja, das wird zu einer ernsten Meldung im Wirtschaftsteil. Der Herr Putin dürfte Ihnen hinreichend bekannt sein. Der Herr Kadyrow ist ein mit Putin befreundeter und von ihm eingesetzter Massenmörder in Tschetschenien. Und vor dem Herrn Musk legen sich ganze deutsche Landesregierungen auf den Rücken, versichern ihm ihr Wohlwollen beim Hochziehen nichtgenehmigter Fabriken und legen am Ende eine ganze Bundeshauptstadt trocken. Es sei denn, sie werden noch von einer Justiz, die leistungsfähiger als die von Hamburg sein muss, gestoppt.

Nichts Besonderes auch in Italien. Rechtsextremistische Ultras von Hellas Verona, mit dem der deutsche Panzer aus der Pfalz, Hans-Peter Briegel einst italienischer Fussballmeister wurde (1985), wünschen den napolitanischen Fans russische Bomben auf den Kopf. Sportliche Gerechtigkeit: Napoli gewann trotzdem 2:1 und ist 2.

Es geht auch anders

Die noch klar denken, werden weniger. Sonja Zekri/SZ gehört dazu: “Es deutet nicht viel auf ein gutes Ende der Putin-Herrschaft hin – Niemand sollte glauben, die Sanktionen mündeten bestimmt in einen Machtwechsel im Kreml. Und wer das Land kennt, wird mit dem Wunsch nach einem Machtkampf oder gar Zerfall Russlands ohnehin vorsichtig sein.” – von der SZ digital eingemauert.

Armin Wolf interviewte gestern im ORF/3sat den Politologen Gerhard Mangott. Eine intellektuelle Wohltat. Es ging nicht um Aufrüstung und das Höherschrauben militärischer Reaktionen. Das Erkenntnisinteresse war schlicht: wie ist die Lage? Wie kommen – alle Beteiligten – da wieder raus? Bitte, bitte: nennen Sie mir deutsche Medien, die diese Fragen behandeln.

Extradienst-Leser Peter Kramer schickt diesen Hinweis: “gestern gab es eine Veranstaltung in der VHS Köln mit Andreas Zumach und Ivo Gregoriev, Leiter des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kiew. War spannend (ab Minute 10:00) und kann man sich bei YouTube anschauen, bzw. anhören.”

Harte Fakten

Zum Schluss hier die Nachrichten, die den Mächtigen wirklich wichtig sind.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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