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Krieg der Oligarchen

Oligarchen verhalten sich im Machtkampf wie Mafiosi. Je nach strategischer Zweckmässigkeit wird zwischen Freund und Feind unterschieden. “Freund” ist kein treffender Begriff – Bündnispartner passt besser, denn der kann schnell zum Feind werden. Wenn Oligarchen der Staatsmacht habhaft werden, bietet sich ihnen die Chance, entsprechende strategische Geschicklichkeit vorausgesetzt, zum Imperialisten zu werden. So entstand der Erste Weltkrieg, und der gegenwärtige Ukrainekrieg auch. Die bewusstlose deutsche Medienöffentlichkeit mag diese Betrachtung nicht – sie ist für Vergessen, für Gut und Böse, für eine schwarz-weisse Welt. Denn sie ist ja selbst in ihren grösseren Teilen von Oligarch*inn*en beherrscht.

Oligarchen sind Menschen egal, jedenfalls die Menschenrechte. Sie sind Material. Im Krieg geht einiges davon verloren. Das spielt keine Rolle. Entscheidend ist Sieg oder Niederlage. Verhandlungen werden nur eingegangen, wenn sie unvermeidlich sind. Um dafür günstige Ausgangspositionen zu schaffen, sind weitere Tote notwendig und in Kauf zu nehmen. Und vor Niederlagen lieber “letzte Blutstropfen”. Das ist Faschismus. Jede*r Demokrat*in mit Verstand darf dabei nicht mitgehen.

Exkurs Hitler-Parallelisierung: unter deutschen Mediennasen ist sie besonders populär, und wird alle paar Jahre als rhetorische Waffe zum Einsatz gebracht. Ihnen muss mal jemand begreiflich machen: die deutschen Nazis – und es waren sehr viele, und sind heute noch zu viele – haben den 2. Weltkrieg verloren, weil sie keine Atomwaffen hatten. Die angeblichen “Hitlers” Saddam Hussein und Muammar al-Ghaddafi hatten auch keine. Obwohl sie sie sicher gerne genommen hätten. Waren es nicht  deutsche Plutoniumdealer, die (u.a.) bei ihnen hausiert haben? Die Monitor-Redaktion sollte mal in ihre Archive hinabsteigen, um sich wieder zu erinnern.

Wer sich zum Narren der ukrainischen Oligarchen macht, wie relevante Teile der deutschen Ampelkoalition, seine eben noch selbst gewählten Staatsspitzen desavouiert und sogar einen Regierungssturz in Kauf zu nehmen bereit ist, hat die eigene politische Satisfaktionsfähigkeit aufgegeben, und nähert sich der Mentalität von Amokläufern. Die Betreffenden landen auf der gleichen intellektuellen Stufe wie die Putin-Propagandisten.

Der Bundeskanzler und der französische Präsident (in dem Link s. 9 h) scheinen noch nicht dazu zu gehören. Noch nicht einmal der russische Lukoil-Konzern gehörte dazu – bislang.

Angesichts der Tragweite und Explosivität der gegenwärtigen Lage würde ich an den Bundeskanzler allenfalls die kritische Frage richten, warum er sich mit seinen Ausführungen einem Medium hingibt, das nichts besseres zu tun hat, als ihn digital einzumauern. Eine öffentlich zugängliche TV-Ansprache wäre dem Thema weit angemessener. Und würde die Irren in seinen Regierungsfraktionen vielleicht besser im Zaum halten. Ich jedenfalls würde ihn – zum ersten Mal in meinem Leben – fast wählen, wenn er diese Haltung verteidigt und durchzieht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. w. nissing

    a propo Oligarchen…. über diese Zahlen soll es in Russland eine nicht unbedeutende Diskussion geben ( mangels recherche bin ich da auf hörensagen angewiesen)
    Over the 20 years of development of the Russian armed forces, Russia has built the following combat surface ships of I and II ranks:

    – 2 frigates of 22350 (2x $450 million)
    – 3 frigates, Pr. 11356 (3x $430 million)
    – 7 corvettes Pr. 20380/85 (7x $250 million)
    – 2 CDCs pr. 11711 (2x $160 mln).
    Strike On Moskva Missile Cruiser Is Only Precursor To Change In Military Situation In Region

    The frigate Admiral Fleet Kasatonov, launched in 2014. Length 135 m, displacement 5,400 tons.

    During the same period the following yachts were built:

    Usmanov’s Dilbar ($550 million)
    Abramovich’s Eclipse ($460 million)
    Melnichenko’s Sailing Yacht A ($425 million)
    Rashnikov’s Ocean Victory ($310 million)
    Melnichenko’s Motor Yacht A ($255 million)
    Luna” Akhmedov ($230 mln)
    Galitsky’s Quantum Blue ($225 mln)
    Burlakov’s Black Pearl ($220 million)
    Usmanov’s Ona ($210 million)

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