Heute vor 50 Jahren war die grösste Demonstration, die unsere Stadt jemals erlebt hat. 500.000 Menschen demonstrierten bei brütender Hitze – viele suchten Abkühlung im Rhein – in der Beueler (!) Rheinaue für Frieden und Abrüstung. Ich arbeitete Backstage für die Pressebetreuung, ein idealer Ort, das Bühnenprogramm zu verfolgen, ohne dass die auf die Masse gerichteten Boxen mir die Ohren abgeblasen hätten. Eine Gruppe namens BAP erlebte hier ihren Durchbruch über das Rheinland hinaus. Ein gewisser Dieter Dehm organisierte das Business dahinter, kreuzte immer wieder meinen Weg. Wir kannten/kennen uns nicht. Klaus Mannhardt, wie ich gebürtig aus Essen, war einer von zwei Moderatoren, der grossartigste politische Freund, den ich in der Friedensbewegung hatte. Er war Vorsitzender der DFG/VK und hat noch nicht mal einen Wikipedia-Eintrag. Er verstarb leider schon 2006 mit nur 60 Jahren.
Gerne hätte ich Marlene Dietrich eingeladen und betreut. Sie war damals 80. Ich kalkulierte: sie lebt nicht mehr lange, ich heirate sie und erbe dann alles. Gut, dass es nicht geklappt hat. Sie lebte noch über 10 Jahre, es waren nicht ihre schönsten, und mutmasslich war sie am Ende eher verarmt. Auf jeden Fall hat sie die mit weitem Abstand grossartigste Version von “Sag’ mir wo die Blumen sind” interpretiert. Wer dabei nicht weint, sollte sich untersuchen lassen. So oder so: es war ein grosser Tag in meinem Leben, und in der Geschichte unserer Stadt und Republik. Schöne Erinnerung. Aber Sentimentalitäten bleiben wirkungslos.
“Entwertung durch Verwertung” behandelt die Zwangslage des real existierenden deutschen Mediensystems. Die Dominanz der ökonomische Verwertbarkeit führt nicht nur zum schon von Karl Marx diagnostizierten “tendenziellen Fall der Profitrate”, sondern daraus folgend auch zur Entkernung und Erdrosselung von qualitativ hochwertigem Journalismus. Und wird damit zur Gefahr für die Überreste an Demokratie. Und für die Überreste des Fussballs, jedenfalls als Sport.
“Guter Vorschlag” meint einen Vorschlag von Hendrik Auhagen in der Jungen Welt, und diskutiert drumherum die Debatte um das 9-Euro-Ticket. Die Wirkungsweise des Tickets selbst ist berechtigterweise umstritten. Unstrittig ist, dass es als Vehikel zur öffentlichen Thematisierung aller Probleme der Verkehrspolitik – und ihrer hohen Klimarelevanz – funktioniert. Was macht unsere Gesellschaft daraus? Das steht dem Streit offen, und wir beteiligen uns gerne daran.
Ich habe heute gelesen, irgendwo in NRW verhungern angeblich die Dohlen. Wg. Insektenmangel. Ich vermisse die Insekten ehrlich gesagt nicht. Ich bin froh über wenig Mücken und Motten. Nervende Fliegen gibts schon lange nicht mehr. Aber ich leide auch an starker Kurzsichtigkeit, die sich hier gerade äussern könnte. Macht irgendwie nervös. Oder?
Lassen Sie sich nicht anstecken und bleiben Sie gesund.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
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