Ich habe mir Sonntag und Montag die Berichte vom G7-Gipfel angeschaut und – es wurde ohnehin in den Nachrichten wenig inhaltliches berichtet – die meiste Zeit den Ton abgedreht, um die Körpersprache der Mächtigen zu analysieren. Dabei sind zwei Ergebnisse signifikant:
Erstes Zwischenergebnis:
- Die Bilder über das G7-Plenum sind bei Gruppenfotos Scholz-Biden dominiert, Präsident Macron folgt. Aber die Achse Paris-Berlin wird kaum sichtbar. Das Gruppenfoto der Staatschefs am Arbeitstisch, als der ukrainische Präsident Selenskij teilnimmt, das wohl kooperativen und kreativen “Team Spirit” vermitteln sollte, wirkt eher wie der unaufgeräumte Tisch beim Brainstorming einer mittelständischen Werbeagentur für einen Großauftrag von Coca Cola oder Rheinmetall.
- Die Bilder der bilateralen Konsultationen und Einzelgespräche suggerieren Nachdenklichkeit und Zugewandtheit auf Augenhöhe. Man geht miteinander spazieren und tauscht Meinungen aus oder denkt gemeinsam nach. – OK.
- Anders die Gespräche der G7 mit den Gästen aus Fernost, Südamerika und Afrika – sie zeigen sowohl in Gruppenaufstellungen, als auch bei einzelnen bilateralen Fotos den Versuch der Instrumentalisierung. Wenn Olaf Scholz mit dem indonesischen Präsidenten fürs gemeinsame Foto posiert, ist dem Partner diese Demonstration von Einigkeit körpersprachlich nicht recht bis peinlich. Richtig peinlich dagegen für alle die Szene, als Joe Biden den indonesischen Präsidenten erst tätschelt, dann wie einen vernachlässigten Neffen an sich drückt. Eine von übergriffiger Dominanz beherrschte Situation.
- Ebenso ein übertrieben langes und wiederholtes Händeschütteln zwischen dem indischen Präsidenten Modi und Olaf Scholz. Niemand schüttelt sich so lange die Hände, wenn es nicht einen unüberbrückbaren Dissens gibt, den die beiden Partner nicht überwinden können. Von Paaren, die sich trennen oder nicht mehr zueinander finden können, werden solche Gesten, oft mit beiden Händen ausgeführt, typisch. Primaten drücken damit aus: Sei mir nicht böse, Du bist nett, aber ich bin auch einem anderen Stamm/Clan/Familie verpflichtet – egal was Du tust. Dissens dominiert. Extreme Überhöhung der Geste: Auch rivalisierende Clanchefs der Mafia schütteln übertrieben lange Hände, bevor aufeinander geschossen wird. (“Der Pate”)
- Auch die Aufstellung zum Gruppenbild der G7 mit den Staatschefs von Senegal, Südafrika, Indiens und Indonesien strotzte vor dominanten Primatengesten der G7-Präsidenten gegenüber den Gästen. Vor allem Macron, der gleich zwei schwarze Präsidenten links und rechts an der Hand nimmt, wie ein Fußballtrainer seine beiden besten Spieler, aber auch Biden und Johnson, betätigten sich im Schulterklopfen, herumzerren, in-Positur-rücken oder Ausüben anderer dominanter Körpersprache gegenüber den Gästen.
Anlässe zum Fremdschämen
Anlässe zum Fremdschämen ohne Ende. Nach der Betrachtung dieser Bilder und Filmaufnahmen bin ich sicher, dass die Betroffenen derart kolonialer und übergriffiger Verhaltensweisen sich darüber früher oder später intensiv klar werden. Dann wird fraglich, ob sie sich solchen Versuchen der Dominierung und plumpen Verbrüderungs- und Überrumpelungsversuchen weiter aussetzen werden. Zeitenwende könnte folglich bedeuten, dass dieser Versuch des Westens und der G7 nicht besonders erfolgreich war, mit seinem beschränkten US- und eurozentristischen Denken zu versuchen, seine Interessen und Werturteile diesen nahe zu bringen und sie zu überzeugen.
Bezeichnend auch das
Zweite Zwischenergebnis:
Das leidenschaftliche und nachdenkliche Plädoyer der südafrikanischen Außenministerin an die G7 Partner ist in der Öffentlichkeit nahezu völlig unter den Tisch gefallen. “Die Welt hat eine Verantwortung, für Frieden zu sorgen”, so die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor im “heute journal update”. Die G7 habe die Fähigkeit, eine Lösung im Ukraine-Krieg zu finden. Es ist dem ZDF zu verdanken, dass die andere Sicht der Welt, wie sie die Schwellenländer aus ihrer Erfahrung und politischen Perspektive im Interview dokumentiert ist, in der Mediathek nachbetrachtet werden kann.
Koloniales Gehabe und Eurozentrismus stehen sich selbst im Weg
Es wäre wünschenswert, wenn diese Sicht der Welt ernster genommen und in die Strategie der G7 Staaten ganz anders einbezogen werden würde, als Staatschefs der Schwellenländer mit dominanten Gesten auf Gruppenfotos herum zu schubsen. Xi und Putin würde das nicht passieren – sie sind da bisher leider besser aufgestellt. Wenn es das Ziel der G7 war, die hinzu gebetenen Schwellenländer auf ihre Seite zu ziehen, dann ist hier bei milder und freundlicher Beurteilung noch nicht viel erreicht worden, bei harter Kritik das Ziel der Überzeugung der Schwellenländer ziemlich “in die Hose gegangen”.
Wenn diese Zwischenergebnisse reflektiert und Konsequenzen gezogen werden, ist noch nichts endgültig negatives passiert. Aber Scholz und vor allem der deutschen Außenministerin Baerbock muss klar werden, dass allein mit Eurozentrismus und westlichem Vormachtsgehabe die Zukunft und die Glaubwürdigkeit gegenüber dem größeren “Rest der Welt”, der die Mehrheit der Erdbevölkerung stellt, nicht zu gewinnen sein wird.
na ja, zu dem Interview… bin mal gespannt wie lange das noch in der Mediathek bleibt und Dankbarkeit gegenüber dem ZETDEEFF….. okay, das sollte als Schulungsvideo in die journalistische Schule eingehen.
Als Anmerkung nur, der “Journalist” hat sich offensichtlich auch nicht mit der Geschichte Südafrikas wirklich beschäftigt. Irgendwo erzählt er was von Dankbarkeit von Seiten des ANC und dabei waren WIR es, die das Apartheitsregime jahrzehnte lang gestützt haben. Mercedes hat die Fahrgestelle(unimog) für die berüchtigten Mannschaftswagen geliefert, die Gewerkschaften sabotiert, Blom/voss Uboote und sonstiges geliefert (Krieg gegen Angola/Mosambik etc), Heckler&Koch und und und.