Pünktliche Züge – ja sowas gibt es / Wundersame Bahn CVII

Nachdem ich für 13 Euro mit dem ICE-Nachtzug von Bonn nach Berlin gefahren bin, um dort u.a. mir die Kunst im Rahmen von “48 Stunden Neukölln” anzuschauen, bin ich mit meinem Bonner VRS-Jobitcket ausgerüstet erst mal paar Tage durch Berlin gedüst und danach auch damit nach Kassel gefahren. Beides fand ohne jegliche Verspätung statt. Und in Kassel haben sich die Stadt und ihre Verkehrsbetriebe auf die Besucher der documenta eingestellt.

Es gab sogar eine Buslinie, die speziell die documenta-Orte anfuhr. Der ÖPNV in Kassel und in der näheren Umgebung war – so wie ich ihn erlebt habe – so wie er sein soll. Pünktlich, freundliches Personal, übersichtlich einfach prima.

Von Kassel nach Bonn musste ich zwei mal umsteigen, in Gießen und in Siegen. In Giessen hatte ich knapp 8 Minuten Zeit für den Umstieg und in Siegen nur fünf. Das war knapp, aber die Anschlußbahn wartete offensichtlich auf die Umsteigenden. Alles prima, es gab auch in beiden Zügen Platz und es gab in der Hessen-Bahn und der DB sogar funktionstüchtige und saubere Toiletten. Und das alles für neun Euro bzw. in meinem Fall mit dem ohnehin abonnierten Jobticket.

Ich betätige mich nicht als Kunstkritiker – das sollen die machen, die mehr Ahnung von Kunst haben als ich. Für mich war die documenta informativ und ein großartiges Kunsterlebnis. Wir sollten einfach akzeptieren, dass Menschen in anderen Ländern, insbesondere in solchen mit einem ziemlich rauhen politischen Klima, Themen anders bewerten und darstellen als dies in Deutschland geschieht.

Da gibt es pointierte Darstellungen, keineswegs nur zu Israel. Dessen, in weiten Teilen an die Apartheid erinnernde Politik gegenüber den Palästinensern, wurde in Darstellungen kritisiert. Und wenn der Mossad mordet, darf man ihn auch als mörderische Organisation darstellen.

Aber der Protest von Bauern gegen den Kohleabbau in ihrem Land war weitaus präsenter oder andere Themen der jeweiligen innenpolitischen Situation in den Herkunftsländern der KünstlerInnen. Als Skandal finde ich nicht die gezeigte Kunst, sondern die Tatsache, dass jetzt offenbar Vertreter einer religiösen Organisation als Kunstzensoren eingeladen werden. Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun, sondern mit Realität.