Wer rast dort im Dunkel durch Nebel und Wind,
es ist Oligarchow, im Arme ein Kind.
Er hat seinem Knaben ‘nen Porsche geschenkt
und zeigt, wie man diesen bei Höchsttempo lenkt.

 

Jüngst hat Oligarchow Schloss Windsor erworben
und wartet jetzt, bis alle Windsors gestorben.
Fürs Erste erledigt die Windsor-Familie
die Pflege der feinen Palast-Immobilie.

 

Die Yacht Oligarchows ist riesig und schick,
jedoch für den Hafen zu lang und zu dick.
Da hat Oligarchow erst traurig geschaut
und dann einen eigenen Hafen gebaut.

 

Er zeigt dem System seine Widerstandskraft
und kauft sich in Malta die Staatsbürgerschaft.
Im Anschluss erwirbt er zwecks Reichtumsfixierung
‘ne ganze karibische Inselregierung.

 

Einst hat er in Dubai Milliarden versteckt,
doch wurd’ sein Geheimnis im Darknet entdeckt.
Er hat das Problem oligarchisch bereinigt
und sich auf die Zahlung von Schwarzgeld geeinigt.

 

Nun plant Oligarchow ‘nen Flug um die Welt
und hat ein gigantisches Flugzeug bestellt.
Vom Heck bis zur Kanzel, ein endloser Gang,
da fährt er jetzt mit dem Motorrad entlang.

 

Und möcht’ Oligarchow mal wohltätig sein,
erwirbt er ‘nen englischen Fußballverein.
Dann wird das Vermögen zusammengerafft,
schon reicht es zum Einkauf der Weltmeisterschaft.

 

Sucht er mal Entspannung, dann wird’s grandios.
Er fährt ganz allein mit ‘nem Kreuzfahrtschiff los.
Das ist dann der Höhepunkt seiner Karriere
als unangefochtener König der Meere.

 

Seitdem ihm ‘ne eigene Spielbank gehört,
verspielt er dort Stunden, weil niemand ihn stört.
Roulette oder Poker, die Zeit, die verrinnt,
er lächelt vergnügt, weil er immer gewinnt.

 

Um seine Betrachtung des Seins zu verbreiten
und für oligarchisches Anseh’n zu streiten,
vereinnahmt er Medien. Die kann er dann steuern
und seine soziale Gesinnung beteuern.

 

Tresore und Konten sind immer noch voll,
drum grübelt er, was er noch anschaffen soll:
Ein eigenes Freudenhaus mitten in Rom,
das Matterhorn oder den Aachener Dom?

 

So manch Oligarch hat ‘nen seltsamen Tick,
er findet die Reise in U-Booten schick.
Den anderen treibt es ins Weltall hinaus,
der dritte hat 3.000 Autos im Haus.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.