Wundersame Bahn CXIII
Wer interessiert sich für die Mobilität von Menschen ohne Auto? Über den Bundesfinanzminister rege ich mich schon mal gar nicht mehr auf. Ich kann mich noch nicht mal mehr erinnern, wann ich damit aufgehört habe. Ebenso wie über Bundesverkehrsminister, die sich totstellen. Da braucht sich wenigstens keine*r umgewöhnen. Alles wie immer. Sicher, das ist die Sache mit dem Klima … Aber das Schlimmste kommt doch sicher erst, wenn wir tot sind. Hier die kleinen Beispiele von heute.
Die journalistische Bestleistung des Tages hat die FAZ digital eingemauert. Keine Sensation, eher das Übliche, aber schön beschrieben. Es geht um “München21”, das ist dort die sog. “zweite Stammstrecke” der S-Bahn vom Hauptbahnhof, einem Sackbahnhof, östlich mitten unter der Innenstadt durch. Sie buddeln, graben und bohren schon, was sie in Frankfurt erst noch planen wollen. Und ich prophezeie: in Köln gibts zwar keinen Sackbahnhof, aber die Bahnflächen sind immobilienökonomisch so “wertvoll”, die werden auch dort die Bahn noch vergraben wollen, jedenfalls solange der Kapitalismus hierbleibt.
In München, wo im nächsten Jahr Landtagswahl ist, spielt sich nun ein prachtvolles Bauerntheater – in diesem Zusammenhang entschuldige ich mich formvoll bei allen Bauern und Bäuerinnen für diese Diskriminierung – ab: niemand will in der der Nähe der Baustelle, oder auch nur von Planunterlagen derselben gesehen oder gar fotografiert werden. Denn Überraschung: statt bis 2028 soll es – aktuelle Vorhersage – bis 2037 dauern, statt 16 m soll es 42 m tief runter gehen, was die Fahrgäste der Zukunft sicher sehr freuen wird, und wie teuer es genau wird, wissen sie nur, wenn sie jetzt aufhören würden: 2 Mrd. €.
So, und jetzt suchen sie mal eine*n – lebende*n! – Politiker*in, die*der damit was zu tun gehabt haben will. (Wenn Sie die FAZ-Story persönlich lesen möchten, melden Sie sich bei mir.)
6 Millionen werden ausgeschlossen
So viele sind ungefähr derzeit 80 oder älter. Weniger werden es in den nächsten Jahren nicht. Ich persönlich habe z.B. auch solche Absichten – so alt oder älter zu werden. Werde ich einen Rollator brauchen? Ja sicher! Wenn ich dann diese Online-Aufmacherstory meiner alten Heimatzeitung lese, kann ich nur den Kopf schütteln. Ausgiebig werden die professionell lobbystarken Feuerwehr und Verkehrsunternehmen zitiert, die mit ihren fetten Fahrzeugen nicht mehr durchkommen. Da kann ich nur sagen: da waren beim Einkaufen der teuren Spielzeuge wohl die Augen mal wieder zu gross.
Was ist denn mit den echten Menschen auf den Bürgersteigen? Ich wohne direkt neben 300 Altensozialwohnungen der Vebowag. Ein Edeka ist um die Ecke. Doch wehe, zwei Rollatoren begegnen sich in entgegengesetzten Richtungen. Oder ich rolle meinen Einkaufswagen mit den Wasserkisten nachhause. Sicher, es ist anders: wenn Menschen sich nicht in Blechkisten eingeschlossen haben, bestehen Möglichkeiten pragmatischer Verständigung, bis hin zu echten freundlichen Gesprächen: “Hauptsache die Autos haben genug Platz” zaubert quasi automatisch ein Lächeln in die Gesichter, die nicht von spiegelnden Frontscheiben verdeckt sind.
Aber woher sollen Journalist*inn*en das wissen? Die haben ja keine Zeit. Und von Ästhetik verstehen sie auch nichts. Schaffen Sie mal das ganze Blech aus den Strassen raus. Die sehen gleich viel besser aus. Da würden sogar die Immobilien wertvoller. Hallo Kapitalismus, willst Du nicht “modern” werden?
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