“Wer hat an meinem Rohr gesägt?” Ich weiss es doch auch nicht. Friedrich Küppersbusch hat die herrschende Hypothese auf dem deutschen Medienmarkt – “Der Russe wars” – kompakt in weit weniger als 5 Minuten zusammengefasst. Die wildesten Spekulationen der Anderen lesen Sie hier:

Eva C. Schweitzer/overton: Zerstörte Pipelines, seltsame Allianzen – Während in Europa klar zu sein scheint, wer Nord Stream gesprengt hat, Putin nämlich, vernimmt man aus den USA andere Stimmen. Dort gelten Polen, die Ukraine und die USA selbst als verdächtig.”

Florian Rötzer (Interview)/overton: „Es gibt nur ein Land, das seinen Plan B verloren hat. Deutschland ist das Opfer“ – Wladimir Sergijenko über die Anschläge auf Nord Stream. Wenn man nicht fragt, wem es dient, sondern wer der Verlierer ist, sei das Deutschland. Russland könne keinen Gewinn daraus ziehen. Deutschland sei zur Zeit nicht nur mit einer sehr schwachen Führung im Spiel, sondern nach der Ausschaltung von Nord Stream wird es auch erpressbar durch die Ukraine, die die Transgas-Pipeline nach nach Österreich und Deutschland schließen kann.”

Ähnlich zweifelnd Petra Erler “Terroranschlag auf Nordstream: Russisches Gas und deutsche Souveränität”, deren Text wir nachfolgend übernommen haben.

Auch nach Lektüre dieser anderen Sicht der Dinge fühle ich mich nicht schlauer. Die hier beispielhaft genannten Darstellungen basieren auf der Annahme, dass es in der ganz grossen Geo-Machtpolitik immer nach Kriterien rationaler Interessen abläuft. Diese angenommene Widerspruchsfreiheit existiert in der menschengemachten Wirklichkeit nicht. Das kann ich Ihnen aus meiner Berufserfahrung, freilich viele Machtetagen tiefer gewonnen, bezeugen. Es gibt tatsächlich Irre im politischen Geschäft. Weit mehr, als die regelmässig von Gregor Gysi geschätzten “10% Quartalsirre”. Was gibt uns Sicherheit, dass solche nicht auch hier beteiligt waren?

Noch eine Variante kann erwogen werden. Das geschaffene Ereignis ist so spektakulär, dass der Verdacht naheliegt, es solle als Vorhang vor was Anderem dienen, das dahinter nicht beachtet werden soll. Als Fussballfan bin ich es gewöhnt, dass entsprechendes z.B. während jeder Fussball-WM passiert. Leider habe ich keinen blassen Schimmer, um was es sich in diesem Fall handeln könnte. Eines Tages kommt es raus.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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