Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Cyberclownbalett – eine kulturelle Herausforderung!

Krieg in der Ukraine… und hier tanzen die Cyberclowns?

Freunde, holt die Schnabeltassen raus, gibt richtig was drauf. Wer jetzt gelangweilt an seinem Windows-PC oder besser am Android-Handy rumfingert, der kann gleich weiter klickern, lohnt sich nicht. Aber HALT, wartet: es gibt ja die, die den Böhmermann gesehen haben, als er den Präsidenten vom Cyberkomikerkomitee des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) vom Thron gestoßen hat. Prima, haben wir gelacht! Die Kamellen sind gut abgehangen, Kontraste in der ARD hatte es vor zwei Jahren ganz seriös seziert.

Persönlich finde ich das spannend, wenn ein Komiker den Cyberclown abschießt, das ist Unterhaltung pur. Jetzt, wo der Bär erlegt ist, wäre es unschicklich noch mehr abzukübeln – andererseits ist es so ein wohlig-warmes Gefühl, in ein totes Schaf zu treten.

Bleibt aber, dass Schönbohm als Gratulationskanzler eine prächtige Galionsfigur abgab, stand zumindest nicht im Weg und war immer da, wenn eine Kamera in der Nähe aufgebaut wurde. Ihn zu verurteilen, weil er einem Verein zugetan war, der sich mit fremden Federn schmückt, und der schon seit langer Zeit als Sicherheitsberatung die Russen im Boot hat, ist sicherlich ein Zeichen für seine ungebremste Frohnatur. Nur warum bekommen jetzt alle deshalb einen Würgreiz? Weil ein Komiker mit dem Cyberclown spielt?

Hat das BSI unter seiner Leitung nicht auch vor Kasperski, einem beliebten russischen Schlangenölspezialisten gewarnt? Eine Nähe zu russischen Cyberkriminellen kann ihm kaum unterstellt werden – der hatte einfach keine Ahnung.

Bleiben die nutzlosen Papiertiger, mit denen das BSI bei Behörden und Firmen Zertifikate einfordert, eine Art Beschäftigungstherapie für Bürokraten, denen beim Wort „digital“ der Angstschweiß von der Stirn perlt.

Das haben wir uns bestellt, Beispiel: eine oberste Bundesbehörden, die wollen ganz grün Elektroauto fahren, leider schaffen es unsere Hersteller nicht, ein Fahrzeug zu liefern. E-Auto? Gibt es doch, von Tesla. Prima – wenn da nicht Kameras dran wären. Intern wird geprüft, bei welchen anderen Behörden sie mit dem Tesla nicht aufs Gelände dürfen – weil da Kameras dran sind. Bin mal gespannt, bis ich den ersten Tesla mit Topflappen über den Kameras sehe und eine(n)  Minister(in) darin chauffiert wird. Das können die sich vorstellen, mehr geht eben nicht. Wer ein paar Zeilen der Datenschutzerklärung von Tesla liest, der merkt sehr schnell, dass sämtliche Daten nach Amerika geschaufelt werden. Wer der Datenübermittlung nicht zustimmt, dem kann Tesla nicht mehr garantieren, dass das Fahrzeug ordnungsgemäß und verkehrssicher funktioniert. Was will ich dann mit der Kiste? Privat mag das trotz Magenschmerzen noch erträglich sein – ob das für Ministeriale sinnvoll ist? Gibt ja die Topflappen….

Und gerade rauscht bei  Twitter durch, dass die Bundeswehr auf ihren Panzern Windows einsetzt und stolz berichtet, wie sie das auch ohne Internet aktivieren können. Huaah, bitte schalten Sie Ihren Panzer nicht aus, Ihr Leopard wird neu gestartet, sobald das Update installiert ist. (die Kommentare sind lesenswert) Auch eine Art, zum Waffenstillstand zu kommen. Bleibt zu hoffen, dass die den Rat von Arne Schönbohm beherzigt haben, und nicht noch mit Kasperski von den Russen arbeiten.

Beim Datenschutz kotzen alle ab, weil sie die Cookie-Banner wegklicken müssen. Für mehr reicht es eben nicht. Hat jemand mal nachgesehen, welche Daten Mircosoft abgreift? Die sollen ein Betriebssystem – das ich ja bezahlen muss – zur Verfügung stellen, mehr nicht – die nehmen sich alles. Warum? Weil wir so blöd sind, das alles als selbstverständlich hinzunehmen – naja, die Bundeswehr macht es ja vor.

Reicht nicht, mit Facebook, WhatsApp, Instagram oder Google, fange ich gar nicht an – besser ein Blick auf so etwas wie Chatkontrolle, Ministerin Faeser trällert zum Kampf gegen Kinderpornografie, da müssen wir die Grundrechte – sagen wir mal – anpassen.

Lag da nicht gerade in ganz Norddeutschland der Bahnverkehr lahm? Da haben doch irgendwelche Komiker ein Kabel durchtrennt. Allerdings wussten die auch, welche Backup-Lines dazu gehören, die nicht gleich daneben liegen, sondern ein paar hundert Kilometer entfernt. Meine Hochachtung, die wussten, was sie tun. Äh, wenn die das können, schätze ich mal, die wissen noch mehr. Ich deute das als Warnschuss. Übrigens: die brauchten kein Zertifikat vom BSI für ihre digitale Kompetenz.

Wer soll da noch über den Cyberclown lachen? Schaltet doch das Licht an, ein Blick in den Spiegel lohnt.

… und wech

Über Christian Wolf:

Christian Wolf (M.A.) ist Autor, Filmschaffender, Medienberater, ext. Datenschutzbeauftragter. Geisteswissenschaftliches Studium (Publizistik, Kulturanthropologie, Geographie), freie Tätigkeiten Fernsehen (RTL, WDR etc.) mit Abstechern in Krisengebiete, Bundestag Bonn und Berlin, Dozent DW Berlin (FS), Industriefilme (Würth, Aral u.v.m), wissenschaftliche und künstlerische Filmprojekte, Projekte zur Netzwerksicherheit, Cloudlösungen. Keine Internetpräsenz, ein Bug? Nein, Feature. (Digtalpurist)

3 Kommentare

  1. w.nissing

    mmd 🙂
    ohh leo mit Raubkopie wäre das ultimative 🙂
    Frage an die Fachleute, wo ist der Ausstieg aus einem Leo, hat der eine Backdoor?

    • Christian Wolf

      Wo die Backdoor ist, kann ich nicht sagen – aber ich würde die fragen, die den Bahnverkehr lahm gelegt haben. 🙂

  2. w. nissing

    Meines wissens nach verfügen die verfügen die “Pioniere” über Leo s. Die hier sind ja aber so gesehen gar keine Pioniere ( okay nicht der gleiche Spielplatz)
    https://www.rfi.fr/en/science-and-technology/20220428-france-investigates-suspected-sabotage-of-fiber-optic-cables-that-disrupted-internet

    so ich mach mal rüber an die Streikfront und beglücke meine Freunde a l autre cote statt mit einer guten Flasche Roten mit einem 5Ltr Kanister SP98 sans plomb :-))#

© 2024 Beueler-Extradienst | Impressum | Datenschutz

Theme von Anders NorénHoch ↑