Leistungs- und Profisport ist potenzierte Gewalt

Die #metoo-Bewgung hat gelehrt, wie massives Machtgefälle Gewalt hervorbringt, gemäss der Klassengesellschaft immer von oben nach unten. Oben sind meistens mächtige reiche Männer. Unten nicht immer, aber oft, unterlegene Frauen. Mit #metoo haben sie sich neuerdings solidarisiert und ihr selbsterworbenes PR-Knowhow endlich mal zur Anwendung gebracht. Aber ihr Weg ist noch weit, wie der Mediensport derzeit vorführt, in dem sich nicht nur Schwule wie im Gestern und Vorgestern fühlen, sondern auch viele Frauen. Eine trieb es kürzlich in den Tod.

Nun gibt es Positives zu melden. Die Geschichte von Katarzyna Lenhardt hat nicht nur mir keine Ruhe gelassen. Süddeutsche und Correctiv haben ein Rechercheprojekt aufgesetzt. Das hat nun geliefert – gute Arbeit. Wer von der SZ dabei war weiss ich nicht. Die mauern ja immer alles digital ein. Gabriela Keller, Maike Backhaus und Jean Peters waren es von Correctiv.

Misogynie als Volkssport mächtiger Medien

“Das Problem ist nicht er – das Problem ist das System” ist das klügste Zitat in ihrer materialreichen Recherche. Der Motor dieses Systems sind Medien. Sie finanzieren das Spektakel, führend die privaten Pay-TV-Konzerne (Comcast/Sky, Dazn, und immer dabei: Deutsche Telekom/Magenta aus Bonn), dicht gefolgt von den von uns bezahlten öffentlichen Sendern, die Lizenzverträge unterschreiben, in denen sie sich zu Produktpräsentation (= Werbung) in angeblich werbefreien Hauptsendezeiten verpflichten. Sie sind also noch dümmer als “Spielerfrauen”.

Nicht jede Spielerfrau ist ein misshandelter gefallener Engel. Es gibt Agenturen, die für Profifussbaler arrangierte Ehen organisieren, als “Beweis” für ihre Heterosexualität. Frauen die da mitspielen, müssen das Risiko abschätzen, das sie eingehen, um die eigene Bekanntheit und Verkaufbarkeit mit solchen Verträgen zu erhöhen. Viele halten sich für tough genug. Wenige sind es.

Dieser Einwand entkräftet nicht, dass Misogynie Volkssport ist. Besonders in der was-mit-Medien-Branche. Wenige wissen das besser als Margarete Stokowski, Vor vier Jahren hörte ich sie im DLF – kaum zu fassen, das Gespräch ist online offenbar nicht mehr verfügbar. Nach ihrem Auftritt mit Lauterbach – ob sie da gut beraten war?wird wieder jede Menge männlicher Unrat über sie ausgekübelt.

Die Jungs, die bei ihr das Wasser nicht halten können, sind die Gleichen, die uns in Kürze mit der Qatar-WM belästigen und ihr eigenes Konto damit zu befüllen versuchen. Ein übles Konto an Gewalt und Gräueltaten.

Aber sie können auch schweigen. Nur bei Andreas Rüttenauer/taz habe ich einen Hinweis auf die spektakuläre Story gefunden.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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