mit Update nachmittags

Cem Özdemir hat den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden erhalten. Üblicherweise hält der Preisträger eine Dankesrede. Hat er auch. Sie ist lesens- und diskussionswert. Die FAZ hat sie dokumentiert und digital eingemauert, auf diese Weise einer breiten Diskussion (vorläufig) entzogen. Der Teaser-Text lautet: “Kritik ja, aber niemals Boykott und Isolation – Keine Toleranz den Intoleranten: Die wehrhafte Demokratie darf dem Gespräch mit Antisemiten nie den Anschein der Normalität geben. Es reicht auch nicht, sich nur mit Floskeln zum Existenzrecht Israels zu bekennen.”

Özdemir selbst thematisiert in seiner Rede die unterschiedlichen Massstäbe, die die meisten Leute an diverse Staaten anlegen – ganz, wie es ins eigene vorgefasste Weltbild passt. Ein Problem, das jede Debatte wert ist. So wie der von der FAZ gewählte Titel “Kritik ja, aber niemals Boykott und Isolation”. Hmm, das ist doch echt Stoff zum Nachdenken. Oftmals stellt sich sowas als bös-ambivalent heraus.

Update nachmittags: Eine gänzlich andere Perspektive als Özdemir nimmt Moshe Zuckermann/overton-magazin ein. Seine polemische Heftigkeit teile ich nicht. Obwohl ich, wenn ich in seiner Lebenslage wäre, vielleicht ähnlich austeilen würde.

Schon zu laut dagegen: Laubbläser

Gelungene Kolumne, ausnahmsweise mal nicht eingemauert, von Thomas Hummel/SZ: In der Lautbläserzeit – Die lärmigen Geräte, mit denen das Laub von Wegen gepustet wird, sind nicht nur nervtötend, sondern auch noch sehr umweltschädlich. Warum lassen wir das nicht einfach?”

Als die Stadt Bonn, noch zu Zeiten des OB Jürgen Nimptsch und mit schwarz-grüner Ratsmehrheit, erstmals eine digitale Bürger*innen*beteiligung zum Stadthaushalt startete (“Bonn packts an”), war das Verbot von Laubbläsern immer in der Spitzengruppe der Zustimmungs-Hitparade. Das juckte im Stadtrat, der verfassungsrechtlich in Haushaltsfragen immer das letzte Wort hat, nur leider niemanden. Und das ist meines Wissens bis heute so geblieben. Eine leidliche Verbesserung ist seitdem nur insoweit eingetreten, als es (auch) leisere Geräte mit Elektro-Akku gibt, die aber die von Hummel richtig beschriebenen Probleme nur dürftig (einige Dezibel weniger) mildern, aber nicht lösen.

Eine gute Lösung hat ausserdem der Hausmeister meiner Wohnanlage gefunden: wenn die – selbst betroffenen und darunter leidenden – Gärtnereiarbeiter kommen, bekomme ich von ihm eine Vorwarnung, damit ich rechtzeitig das Haus verlassen kann. Und gelegentlich klingt das häufiger werdende Geräusch einer Harke wie Musik in den Ohren.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net