mit Update nachmittags: Werte-Umleitung

Die Mörder des Fussballs sind überall – sie kreisen sogar über der U17 der Mädchen

Ist er jemals totzukriegen? Eher kollabiert menschliches Leben auf der Erde insgesamt, als dass der Fussball stirbt. Doch Zweifel müssen erlaubt sein. Wie viele Tode ist der FC Schalke 04 gestorben? 1965 war ich sicher, dass es mit ihnen zuende ist. Klarer Absteiger – doch irgendjemand findet immer eine Lösung. Seitdem waren sie mindestens ein halbes Dutzend weitere Male pleite (mitsamt ihrer Stadt Gelsenkirchen). Die windigsten Gestalten von Eichberg bis Tönnies versuchten sich seiner zu bemächtigen. Und er ist immer noch da – und Christian Streich, Guru aller, die den Fussball noch lieben, sorgt sich.

Nun droht die Nominierung der Fifa zum Friedensnobelpreis. Denn Qatar und Saudi-Arabien, Geschwister im Geiste von Feudaldiktatur und Sklavenhaltergesellschaft, schliessen Frieden um das WM-Geschäft. Profit- und Renditegeilheit hat was Verbindendes, Friedensstiftendes. Gemeinsam ziehen sie in die Welt hinaus, dem Fussball alle sportlichen Zähne zu ziehen, und ihn zur berechenbaren Entertainment-Profitmaschine umzubauen. Es muss klar sein, dass immer das Geld gewinnt, und nicht dieser schreckliche Zufall.

Störende emanzipatorische Potenziale

Störend bleibt – gerade für Feudalherren – das emanzipatorische Potenzial, das dem Sport innewohnt. Iranische Frauen wissen, was ich meine. Und indische auch. Doch Indien ist ein viel zu grosser Markt, um von der weltgrössten Mafiaorganisation Fifa unbeachtet zu bleiben. Hier sind die Wachstumspotenziale noch grösser als in den USA (aktuell Fussballweltmeisterin), und wahrscheinlich noch grösser als in China. Indiens hindufaschistisches Regime versucht gar nicht erst sozialistisch zu sein. Der Bereicherung sind keine Grenzen gesetzt, wenn mafiafamiliengerecht geteilt wird. Die stärksten Spielerinnen werden also in die Welt hinausziehen, emigrieren, “den nächsten Schritt” für ihre Karriere machen, und ihre Emanzipation klassisch neoliberal-kapitalistisch für sich individuell regeln. Sie müssen jedenfalls wissen: wo Infantino in der Nähe ist – schnell weg!

Update nachmittags

In relevanten Kreisen deutscher Regierungsberater gibt es eine Werte-Umleitung. Guido Steinberg/SWP, ein nachweislich intelligenter und gutinformierter Kerl, empfiehlt der Bundesregierung, der Fifa zu folgen, und das katarische Feudalregime (alle Nachbarn wären viel schlimmer) strategisch liebzuhaben. Auf “Fussballpuristen” könne keine Rücksicht genommen werden. Diese Begrifflichkeit kannte ich noch nicht: “major non-Nato ally”. Ah so, dann mal strammgestanden vor dem Major.

Noch ist das erlaubt – schnell gucken!
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Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net