Bericht aus Bonn Ende der 70er / Best of 4. Januar 2023
Als Studentenfunktionär des MSB Spartakus in Dortmund, und auch in den Folgejahren, kam mir Reiner Braun immer ein bisschen wie ein doktrinärer Sprechautomat vor. Aber da habe ich ihm wohl Unrecht getan. Bei der in der Friedensbewegung ausserordentlich relevanten Initiative “Naturwissenschaftler*innen für den Frieden” tat er langjährige wichtige Organisationsarbeit, die gewiss nicht immer leicht war. Nun war er in Moskau. Ich finde das mutig. Und was er berichtet ist sehr, sehr spannend. Welche “Schlussfolgerung” die veröffentlichende Redaktion der nachdenkseiten “nicht teilt”, wird nicht erkennbar, ist aber auch nebensächlich.
Brauns Mut und die Brisanz seiner Reise wird deutlicher in diesem Bericht von Kirill Medwedew/Jacobin: “Michail Lobanow sitzt im Gefängnis, weil Putin die Kontrolle verliert – Der in Moskau lebende Sozialist Michail Lobanow ist ein führender linker Putin-Kritiker. Seine Inhaftierung zeigt, dass die russischen Behörden entschlossen sind, jeden Widerstand gegen den Ukraine-Krieg mundtot zu machen”. Und warum Braun in seinem Bericht klugerweise auf Namensnennungen verzichtet.
Dass ich Albrecht Müller auf unsere alten Tage noch mal zustimmen kann, hatte ich kaum mehr erwartet, doch nun ist es eingetreten: “War Helmut Schmidt ein Diktator?” Wenn es um die Schreibung unserer eigenen Geschichte geht, verstehen wir alten Männer keinen Spass.
Empörend
Gestern morgen fiel ich fast aus dem Bett, als die DLF-Presseschau mit dem tobenden Rassismus deutscher Provinzblätter eröffnet wurde. Er bestimmt wohl die Überschriften und Parolen der CSU-Kampagne zur Landtagswahl am 8. Oktober. Allen Bayrinnen (Männer mitgemeint) wünsche ich gute Unterhaltung. Die Taz-Karikatur fasste das Thema so zusammen: “Für das sofortige Verbot junger Männer”.
Substanziell noch weit empörender, was Anita Starosta/Blätter, Mitarbeiterin von Medico International berichtet: “Erdoğans Krieg: Das Ende von Rojava?”. Die scheinbare Indifferenz, im Kern aber skandalöse Parteinahme, für diese beschriebenen Kriegsverbrechen lassen mich zur Bewertung der angeblich “wertegeleiteten” Aussnpolitik der Bundesregierung keine Vokabeln mehr finden, die politisch-hygienisch veröffentlicbar sind.
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