Ein neuer kapitalismusimmanenter Widerspruch – Best of 5. Februar 2023
Ist das ein Hammer? Monika Ermert/heise-online: “Missing Link: Grassroot-KI – Afrikas Aufholjagd bei Künstlicher Intelligenz – Afrika will Künstliche Intelligenz in Eigenregie mitgestalten. Die westlichen KIs passen nicht zur Bevölkerung – sie basieren auf fremden Werten und Normen.” Es gibt da einen unüberwindlichen Systemwiderspruch der KI.
Die Künstliche Idiotie (KI) der Rechner wird nur dann intelligent, wenn sie unentwegt, qualitativ u n d quantitativ unermesslich mit Daten gefüttert wird, also lernt. Dummerweise werden dafür die Daten von möglichst vielen Menschen benötigt, um eine optimale Marktabdeckung und die schon erwähnte Intelligenz zu erreichen. Blöderweise werden die Afrikaner*innen, allen Völkermorden zum Trotz, immer noch immer mehr. Anders als die Weissen und die meisten Gelben. Das gibt ihnen Macht. Reinlassen will EU-Europa sie auch nicht – ganz schön blöd. “Gefährlich” wird es, wenn sie sich ihrer Macht bewusst werden. Also z.B. jetzt? Mmh, da wäre ich gerne noch dabei – leider bin ich schon 65.
Wenn Sie schon bei heise sind, lesen Sie noch die Abschiedskolumne von Detlef Borchers. Glückwunsch zur Rente, und danke für das beeindruckende Lebenswerk. Von mir aus mit dem Wunsch: weitermachen, irgendwie!
Sexarbeit bei Davos – gut erfunden?
Bei Hanna Lakomy/Berliner Zeitung bin ich mir nach wie vor nicht sicher, ob ihre Rolle als Sexarbeiterin nicht ein literarischer Fake ist. Denn schreiben kann sie jedenfalls so exzellent, dass ich ihr zutraue, davon ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ihre Geschichte aus dem schweizerischen Bad Ragaz hätte auch zu einem Drehbuch für “Mord mit Aussicht” getaugt. Ich jedenfalls habe mich sehr gut unterhalten gefühlt: “Jenseits von Davos – Das World Economic Forum ‘off the record’. Was ich nicht in Davos erlebte.”
Nicht amüsiert hat mich diese Stelle: “Dieses Erlebnis, und dazu die Aufregung der letzten Tage, Schlafmangel, Kirschgeist und Käsefondue – auf der Toilette steckte ich mir den Finger in den Hals.” Damit teilt sie allen Betroffenen von Essstörungen mit: ich bin eine von euch. Keine will darum ein Aufhebens machen. Keine hat Lust sich der Debatte aussetzen, ob zu dick, zu dünn oder “Du siehst doch so gut aus, wie Du bist” und “entscheidend sind doch die inneren Werte”. In solchem Gelabere fällt es noch schwerer, das Kotzen zu unterlassen.
Dieser Einschub zeugt entweder von Frau Lakomys gut informierter literarischer Intelligenz. Oder von einer Berufskrankheit, die behandelt werden muss.
Deutsche Diskursbretter vorm Kopf?
Roland Bathon/telepolis. ein in meiner Wahrnehmung gegenüber beiden Ukrainekriegsparteien kritischer Berichterstatter, hat sich der Mühe des Besuchs einer Grünen-Veranstaltung mit Anton Hofreiter unterzogen. Das sieht nicht gut aus: “Ukraine-Krieger: Ein Abend mit Anton Hofreiter – Der grüne Hardliner in Sachen Waffen für die Ukraine hielt einen Vortrag in Schweinfurt – quasi vor der Haustür unseres Autors. Der ging natürlich hin. Eine Diskussion im eigentlichen Sinn wurde daraus nicht.”
Michael Lüders beklagt sich im Interview mit Thomas Barth/telepolis: “‘In Deutschland gibt es mittlerweile kaum noch eine Debattenkultur’ – Über den gegenwärtig schweren Stand von Nonkonformisten, die Moralisierung in Politik und Medien und ‘Feindbegünstigung'”.
Zur inhaltlichen Betrachtung verweise ich Sie auf Petra Erler hier bei uns. Eine Frage von Lüders beantworte ich mit Vergnügen: “Wie gelingt es den Leitmedien, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung in ihren Haltungen und Einstellungen nicht allzu sehr von dem entfernt, was Regierende für richtig oder geboten halten?” – Es gelingt ihnen nicht (mehr).
Die Wochenendpropaganda zu dem angeblichen, mutmasslichen chinesischen Spionageballon empört mich vor allem aus dem Grund, dass ich als Publikum für total doof gehalten werde. Ähnlich geht es auch Florian Rötzer/overton (Petra Erler erwähnte ich schon, die dazu ebenfalls kommentiert): “Angeblich chinesischer Spionageballon über USA abgeschossen – Der Ballon, der mehrere Tage über die USA flog, wurde zum Inbegriff der chinesischen Bedrohung hoch gespielt. Zeichen für eine geopolitische Umorientierung?” Ebenfalls o.g. Hanna Lakomy hatte schon an sich selbst beschrieben, wie eine Nachricht “um die Welt” geht …
Zur Klimabewegung
Wie wenig doof jugendliche Klimaktivist*inn*en sind, lernte ich – mal wieder – aus dem Interview von Marcel Malachowski/overton: “Lützerath lebt! ‘Wir brauchen eine grundlegende Überwindung des Kapitalismus’ – ‘Für soziale Gerechtigkeit!’: Das Kollektiv ‘Lützerath lebt!’ im Interview über die Klimabewegung und die Grünen, über Armut, Klassismus, Angstmacherei und das ‘Ende des Kapitalismus'”
Die Hinwendung zur Frage sozialer Gerechtigkeit ist unbedingt ein guter Gedanke. Mit dieser Frage in direktem Zusammenhang steht die Dringlichkeit der umfassenden Globalisierung des Klimaschutzes. Und welche Mächte sie steuern, wenn sie mit dem Kriegführen fertig sind …
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