Best of 13. März 2023: Paschas, Querfront, Italien, China, USA, Frankfurt, Marozsán, Schirrmacher
Meine Empfehlungen des Tages:
Meine Lieblingspassage aus Küppis taz-Kolumne lautet heute so: “Friedrich ‘der große Pascha’ Merz. Seit ungefähr 50 Jahren. In den Achtzigern prophezeite der CDU-Generalsekretär Heiner Geißler, ungefähr jetzt würde uns das Land um die Ohren fliegen ohne Zuwanderung. Arbeitskräftemangel, Implosion der Sozialversicherungen. Zugegeben: hübsch egoistisch biodeutsch daherargumentiert, doch Geißler kannte die seinen. Besonders gut nicht zugehört haben damals diejenigen, die sich heute an ‘kleinen Paschas’ vergreifen wie Merz: Einwanderungsland zu sein unter dem Mantra ‘wir sind kein Einwanderungsland’, war auch nicht wirklich schulreif. Arme und Bildungsferne werden in dieser Gesellschaft benachteiligt, aber es ist halt schon sehr praktisch, wenn sie auch andere Vornamen haben.” Seine Antwort auf “Und was machen die Borussen?” war aber auch nicht schlecht.
Felix BARTEls/Junge Welt: “Rinks und lechts: Bündnis aus Ohnmacht – Die linke Bewegung ist in der größten Krise seit je. Bündnisse helfen jetzt nicht weiter. Weder mit Rechten noch mit der bürgerlichen Mitte. Zum Begriff der Querfront”. Ich stimme nicht in allem überein. Insbesondere ist für mich ein Bündnis von bürgerlichen Liberalen und Linken gegen Rechts politisch prioritär. Aber ich begrüsse, dass sich ein JW-Autor des Themas überhaupt mal kritisch annimmt. Und sich einige Redakteure entsprechend selbstkritisch überprüfen.
Catrin Dingler/Jungle World: “Überraschung von links – Elly Schlein hat ihre Chance genutzt: Mit ihrer Kandidatur für den Parteivorsitz des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) hat sie Italiens Linksliberale überrascht.” Klasse. Hoffnung machen. Wichtig.
David Goeßmann/telepolis: “Wie ein chinesischer Deal imperiale Ängste in den USA auslöst – Es ist ein großer Diplomatie-Erfolg Beijings: Saudi-Arabien und Iran einigen sich auf ein Abkommen. Die USA werden an die Seitenlinie geschoben. Warum das Washington-Establishment in Aufruhr ist.”
Der Krieg als Technologietreiber
Florian Rötzer/overton: “Bröselt die Unterstützung der Ukraine seitens der Biden-Regierung? – Bachmut, Nord Stream, Angriffe auf Russland und die Krim: Es mehren sich die Zeichen, dass Washington nach Auswegen aus dem Krieg sucht.” Der emsige Rentnerautor füllt eine sperrangelweite Informationslücke, die die deutschen Kriegsmedien lassen. Danke.
Erich Moechel/heise: “Analyse: Warum die russischen Cybertruppen in der Ukraine gescheitert sind – Hinter der ukrainischen IT-Abwehr wirkt eine mächtige Allianz aus US-Behörden, den großen Internetkonzernen und spezialisierten Abwehrfirmen.” Krieg und Militär (MIK) sind die mächtigsten Technologietreiber dieser Welt. So kann “uns” das ärmste und zerstörteste Land Europas davoneilen … “Wir” werden von dem bemitleidenswert-inkompetenten Karl Lauterbach würdig repräsentiert.
Vijay Prashad, Katie Halper/Globetrotter/dt. telepolis: “Antisemitismus als Waffe: Frankfurt cancelt Konzert von Roger Waters – Der Pink-Floyd-Mitgründer sollte in der hessischen Metropole spielen. Doch Stadtverwaltung wie Landesregierung nennen ihn einen Antisemiten und sagen ab. Über die Hexenjagd auf Menschenrechtsverfechter und jüdische Israel-Kritiker.”
Frauen können (und wollen) nicht alles
Kürzlich erzählte Ingrid Matthäus-Maier im DLF (Audio 13 min) eine Sottise aus ihrer Zeit als Bankerin bei der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bei einer Sitzung gingen bei einer Frage “Wer macht’s?” alle Männerhände hoch; die Frauen hatten alle (selbstkritische) Bedenken.
Daran erinnerte ich mich, als Dzsenifer Marozsán, die begabteste Fussballspielerin, die der DFB bislang aufbieten konnte, ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekanntgab. Während alte Männer, wie aktuell Manuel Neuer oder früher Michael Ballack zur Seite geschubst werden mussten, bestimmt die souveräne Spielerin Marozsán ihr Karriereende selbst, und erleichtert den Spielerinnen und ihrer Trainerin damit das so wichtige Teambuilding in einem WM-Turnier. Darum soll sie auch selbst sprechen, und tat es in einem Interview mit Frank Hellmann/FR: “‘Der richtige Moment, das Kapitel Nationalmannschaft abzuschließen’– Deutschlands beste Fußballerin Dzsenifer Marozsán erklärt ihren Rücktritt bei den DFB-Frauen vor der WM, erzählt von der sprachlosen Bundestrainerin und verrät, warum sie den Kampf um Anerkennung eigentlich aufgegeben hat.” Schade für mich. Ich habe sie immer voller Bewunderung gerne spielen sehen.
Was würde Schirrmacher schreiben?
Ein origineller Versuch von Richard Gutjahr (z.Z. Austin/USA): “Künstliche Intelligenz: Frank Schirrmacher zum ethischen Umgang mit ChatGPT – Das Thema Künstliche Intelligenz (KI), insbesondere die KI-Textgenerierungssoftware ChatGPT, sind das beherrschende Thema hier auf der South-by-Southwest-Konferenz in Austin, Texas.”
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