Die Jüngeren können es nicht wissen. Die Illustrierte “Stern” war mal das nahezu wichtigste gedruckte publizistische Organ der West-BRD. Verkaufte Auflage über 1 Mio., noch vor dem “Spiegel”. Und oft auch besser als der. Er erschien im Verlag Gruner & Jahr, ein Verlag mit einer traurigen Geschichte des Abstiegs. 1969 bekam der Bertelsmann-Konzern einen Fuss in die Tür, fünf Jahre später war er Mehrheitsgesellschafter. Aufwärts ging es seitdem nicht mehr.
Das einschneidenste Ereignis in der Geschichte des “Stern” war der Skandal über die sog. “Hitler-Tagebücher”. Das ist bis heute die grösste Blamage eines deutschen Mediums geblieben. Derzeit wird der 40. Jahrestag “gefeiert”. Doch die Blamage des Bertelsmann-Konzerns bleibt dabei so unterbelichtet, wie z.B. der ukrainisch-russisch-US-amerikanische Oligarch Len Blavatnik (Dazn), der als Nachfolger des langjährigen Trump-Mäzens Murdoch das globale Fussballbusiness beherrscht. Unberührbare, mit denen es sich niemand verscherzen, also nichts Böses publizieren will. Also gar nichts.
Zu Bertelsmann gibt es eine Ausnahme. Die bildet Thomas Schuler. Er erinnert hinter der Paywall von uebermedien. Und er erinnert richtig: “40 Jahre nach dem Presseskandal; Bertelsmanns Rolle und Mitverantwortung beim Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher – Vor 40 Jahren, am 25. April 1984, veröffentlichte der ‘Stern’ die (gefälschten) Hitler-Tagebücher. Was sich kurz darauf als größter Presse-Skandal der Nachkriegsgeschichte herausstellte, war eine Zäsur für Deutschlands einst erfolgreichste Illustrierte, von der sie sich nie mehr ganz erholte. Auflage und Glaubwürdigkeit stürzten ab, auch wenn der Verlag Gruner+Jahr (G+J) den Verlust von 20 Millionen Mark (inklusive Abfindungen und weiteren Kosten) verschmerzen konnte und die beiden Gesellschafter, Familie Jahr und Bertelsmann, weiterhin viele Millionen mit dem ‘Stern’ verdienten.”
Nach wenigen Absätzen stösst sich die Leser*innen-Nase an der Paywall. Aber: in knapp einer Woche zieht uebermedien die Wand hoch, und alle dürfen durch.
Die verkaufte Auflage des “Stern” betrug im 1. Quartal dieses Jahres 207.212 (ivw-geprüft).
Letzte Kommentare