Beueler-Extradienst

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Putinversteher WDR

Wenn mich der Deutschlandfunk nervt, schalte ich zu “Cosmo” um, dem ehemaligen “Funkhaus Europa”, im Bonner Norden auf UKW 103,3 zu empfangen. Dort gibt es die erträglichste Musik und international orientierte anständige Wortbeiträge. Cosmo hat mikroskopische Einschaltquoten, ist in Teilen NRWs gar nicht zu empfangen, und sendet stundenweise Musik nur vom Computer, ohne Moderation. Der Sinn für den WDR, den Gründungsintendant Fritz Pleitgen seinerzeit richtig erkannt hat: Kaderschmiede für migrantisches Personal, das in alle Bereiche des Senders durchsickern soll. Das hat funktioniert. Ob es das immer noch tut, weiss ich nicht.

Heute also habe ich mal wieder dorthin umgeschaltet. Und was höre ich? Eine “Kolumne” von Jürgen Döschner. Er kommentiert den Rassismus von Boris Palmer (“kein Opfer”) und den ihn begleitenden Medien. Astrein. Und nun versuchen Sie mal, den Beitrag im WDR-Angebot zu finden. Mit dem Suchwort Döschner finden sie an der Spitze zwei Links, mit denen sich der WDR gegen die Berichterstattung von Anne Burgmer und Annika Joeres wehrt. Verfügbare Döschner-Beiträge sind ein knappes Jahr alt, oder älter.

Das ist eine Medienpolitik des Arbeitgebers von Döschner, die spontan an die Soffjetunion und ihre Nachfolgestaaten erinnert. Denn was digital nicht existiert, gibt es nicht – in der Medienwelt der Gegenwart. Erkenne den Unterschied: weil der Angestellte Döschner sich wehren kann und darf, mit Hilfe seiner Gewerkschaft, kommt er nicht ins sibirische Arbeitslager, sondern darf als Niemand im WDR weiter existieren und bezahlt werden. Das kommt vom Rechtsstaat, der hier arbeitsrechtlich funktioniert. Medienpolitisch dagegen eher nicht.

Wenn alle Cosmo hören würden, wäre die Sache im Sudan, wo meinem Freund Volker Perthes die Kugeln um die Ohren fliegen, vielleicht nicht passiert. Meint jedenfalls Karim El-Gawhary, dessen Kommentierung und Kompetenz sich wohltuend von den Gewohnheiten der taz-Afrika-Berichterstattung abhebt: Krieg in Sudan: Ein verhinderbarer Krieg – Viel zu oft wacht die internationale Gemeinschaft viel zu spät auf. Rechtzeitige Intervention hätte das Blutvergießen in Sudan aufhalten können.”

Und die EU-Asylpolitik, über die der DLF hier (nur Audio 8 min) und hier (nur Audio 5 min) informativ berichtete, wäre nicht die, die sie ist.

Jede*r hat ihre*seine eigene Methode, Putin und der kriminellen Wagner-Bande den Weg zu bereiten und politisch den Teppich auszurollen. Wer wirft Hirn vom Himmel?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Thomas Ruffmann

    Hallo,
    ja auch ich bin vom WDR zum DLF gewechselt, und manchmal zurück. COSMO war mal mein Lieblingssender, vor langer Zeit, danke für den Tipp, dort öfter reinzuhören. Aber wichtiger: Die Kritik am WDR finde ich in doppelter Hinsicht wichtig und richtig. Und ich erinnere mich gut an Jürgen Döschners Radiobeiträge, die ich früher live hörte. Also habe ich gerade folgende Mail ins Cosmo-Studio geschickt, und dabei Euren Kommentar angehängt. (Den kopiere ich jetzt hier nicht noch mal mit hinein):

    Meine Mail an WDR Cosmó von eben:
    Guten Tag, im Beueler Extradienst finde ich gerade die Nachricht, die ich Ihnen unten hinein kopiere.
    Ich würde auch gerne den Kommentar von Jürgen Döschner nachhören oder nachlesen. Mir geht es im übrigen wie Martin Böttger. Ich bin vor einiger Zeit von WDR5 (und 3) zu DLF Kultur und DLF abgewandert – weil es dort mehr, längere und interessantere Wortbeiträge gibt und eine bessere Musikmischung.
    Und in der Tat flüchte ich manchmal zurück zum WDR, auch öfter zu Cosmo, wenn es bei DLF gerade Kindersendung oder Gottesdienst gibt.
    Ja, ich werde gerne wieder mehr Cosmo hören, der in den Anfangsjahren schon mal mein Lieblingssender war. Aber bitte schicken Sie doch mir – und gerne auch Martin Böttger – eine Antwort und möglichst einen Link!

    Beste Grüße
    Thomas Ruffmann

    • Martin Böttger

      Das ist sehr nett, dieses Engagement! Danke.

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