Best of 5. Mai 2023: Essstörungen, Medienvertrauen
Miriam Schaptke, eine Volontärin der Funke-Mediengruppe, schreibt klüger, als viele ihrer älteren Studien abschreibenden Kolleg*inn*en. Zwar sind die Internetseiten dieser Verlagsgruppe regelmässig mit Werbe- und Datenmüll überladen, aber Frau Schaptkes Text ausnahmsweise mal nicht – wie es die Konkurrenz zu dieser Studie fast ausnahmslos getan hat – digital eingemauert: “Magersucht: Zahl der Essstörungen massiv gestiegen – Die Zahl der Mädchen und jungen Frauen mit einer Essstörung hat laut einer Studie stark zugenommen. Das hat vor allem einen Grund.” Was Schaptke schreibt, ist nicht nur richtig und wichtig. Und erfreulich komplexer als dieser Teaser-Text (“einen Grund”). Das Thema ist ein Politikum, das entsprechend massiv Gegenstand des öffentlichen Diskurses sein muss, und allzu langsam auch wird. Es wird mehr geredet und geschrieben. Aber in der Sache ist alles eher schlimmer geworden, als vor 17 Jahren, als ich im Freitag darüber schrieb.
Medienvertrauen
Media Perspektiven ist eine Publikation der gut qualifizierten ARD-Medienforschung. Als stellv. WDR-Rundfunkratsmitglied erhielt ich sie monatlich in gedruckter Form und habe sie sehr interessiert gelesen, phasenweise sogar durchgearbeitet. Was bei mir nicht weggeworfen war, ist heute abgeschafft. Veröffentlicht wird nur noch digital, was mich nicht abschreckt.
Sebastian Köhler/telepolis auch nicht, der es ausserdem zeitsparend zu deuten weiss: “Studie: Vertrauen in ARD und ZDF auf Alllzeittief – Untersuchung zu Glaubwürdigkeit, Entfremdung und ‘Medienzynismus’. Es geht um etablierte und ‘alternative’ Medien. Warum wir die Ergebnisse kritisch nutzen sollten.” Bemerkenswert an den ausgewerteten “alternativen” Medien: sie sind ausnahmslos aus dem rechtsextremistischen/faschistischen Spektrum. Das ist nicht nur wenig wissenschaftlich – es ist auch verräterisch über das verengte Weltbild der Forschenden und ihrer Auftraggeber*innen. Es war nicht immer so eng wie heute.
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