Es ist der feuchte Traum aller Konservativen, sowie aller rechts von ihnen, “ordentlich und sauber”: Singapur. Seit 2007 soll auch Oral- und Analverkehr legalisiert sein – werden die also “woke”? Neinnein, das gilt nur für Heterosexuelle. Deutschlands angeblich “beliebtester” Politiker war nun gerade dort zu einer Konferenz diverser Regierungen. Keine Ahnung, wie gut es ihm gefallen hat. Alle scheinen ihre obersten Geheimagent*inn*en mitgebracht zu haben: so berichtet Liudmila Kotlyarova/Berliner Zeitung unter Berufung auf die britische Nachrichtenagentur Reuters.

‘Geheimes Konklave’: Mehr als 20 Geheimdienst-Chefs treffen sich in Singapur – Hochrangige Beamte von etwa zwei Dutzend der größten Geheimdienste haben laut einem Reuters-Bericht in Singapur ein geheimes Treffen abgehalten. Worum ging es?” Aus Kotlyarovas Quelle schliesse ich, dass es sich um einen beabsichtigten Durchstich handelt. Was will er uns sagen? Alle unter einer Decke?

Ich gestehe: der erste Effekt auf mich ist leichte Beruhigung. Die A……..er sprechen also noch miteinander. Ähnlich wie diese FAZ-Meldung über den China-Besuch des CIA-Bosses. Klar, wenn ich zu sagen hätte, sässen die alle im Knast. Aber mich fragt ja keiner. Und umkommen, weil die sich zerstreiten und Kriege führen lassen, will ich auch nicht.

Singapur, entnehme ich oben verlinktem Wikipedia-Eintrag, ist übrigens eine heisse Liebe der “Finanzmärkte”. Abwesenheit von Demokratie hat also Vorteile, und wird potenziell “reich” belohnt. Aber Vorsicht: wenn alle so werden, ist es kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Der Kapitalismus in seinem Lauf … Einen kurzen Moment habe ich mich gefragt, warum Peter Thiel, der Finanzpate Donald Trumps, sich nicht in Singapur, sondern in Neuseeland einen Bunker gekauft hat. Aber klar: wenn die USA im Kampf um die Weltherrschaft gegen China gewinnen wollen, müssen sie in den Krieg ziehen. Der wird dann von der Hafeneinfahrt Singapurs ziemlich gut zu sehen sein.

Dann lieber Barcelona

Eine Stadt, in der der schönste Fussball der Welt entsteht, kann nicht alles falsch gemacht haben. Die SZ hat ausnahmsweise mal einen Text nicht eingemauert, den von Anna Dreher über das gestrige Champions-League-Finale: Barcelona tanzt, Wolfsburg weint – Im Finale der Champions League unterliegen die deutschen Vertreterinnen nach 2:0-Führung noch mit 2:3. Das Spiel gerät zur Werbung für den Frauenfußball – vor allem aber zur Werbung für den FC Barcelona.” Umgekehrt wären diese Schlagzeilen auch etwas pervers geraten, oder?

TV-Quotenvergleich: bei schönem Wetter hat es die Glotze immer schwer. Nur 800.000 guckten die deutschen Amateur-Finals der Männer (ARD), mehr als das Doppelte (2 Mio.) zogen die gleichzeitig laufenden Damen-Champions (ZDF) vor. Zur Hauptsendezeit 20 h guckten dann zwar 6 Mio. das deutsche Männer-Pokalfinale, was aber für dieses Spiel mehr als bescheiden ist, und unter fast jedem “Tatort” oder “Wilsberg” liegt.

Fussballpolitisch ist noch zu ergänzen, dass die Katalaninnen im Team des FC Barcelona, die ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze gestern so eindrucksvoll nachgewiesen haben, bei der WM in Australien/Neuseeland für Spanien nicht mitspielen dürfen, weil der von Postfranquisten beherrschte Fussballverband sie gefeuert hat. Die Damen hatten sich über den (männlichen) Nationaltrainer beschwert – das ist in Spanien so verboten wie in Singapur.

Link-Update: Den Begriff “Die A……..er” habe ich nachträglich mit einem Link zu diesem – von diesem Autor immer informativen – Link unterlegt: Gilbert Kolonko/overton: Crackdown in Pakistan – Die Armee und die ‘demokratische’ Regierung lassen tausende Khan-Anhänger verhaften, dazu Khans politische Mitstreiter und Journalisten. Andere Mitstreiter von Khan wenden sich aus Angst vor der eigenen Verhaftung von ihm ab.” Und nur, falls Sie es vergessen haben: Pakistan ist Atommacht, liegt zwischen Indien und Afghanistan.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net