Fabio de Masi war als Bundestagsabgeordneter einer der Besten, insbesondere für seine Partei, die sich “Die Linke” nennt. Er hat freiwillig aufgehört, nicht wieder kandidiert. Ein schwerer Verlust für seine Partei und den Bundestag – aber offensichtlich weise Voraussicht bei ihm. Die grössten öffentlich bemerkten Verdienste hat er sich als “Wirecard-Aufklärer” im damaligen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss erworben. Und dort vermutlich Michael Maier, den Herausgeber der Berliner Zeitung kennen und schätzen gelernt, der dort Sitzung auf Sitzung rumsass und mitschrieb. Die Beiden scheinen de Masis Zeit nach dem Bundestag gut vorbereitet zu haben.
Denn in der Berliner Zeitung ist nun ein “1. Teil” von de Masis Wirecard-Erinnerungen erschienen. Mein öberflächlicher Eindruck: das geht für viele wichtige Leute nicht gut aus. “Wirecard-Skandal: Der Schatten des Jan Marsalek (Teil 1) – Am 19. Juni 2020 setzte sich der Strippenzieher des Wirecard-Konzerns ins Ausland ab. Seine Spuren weisen etliche dubiose Verbindungen auf.”
Mir persönlich stösst am unappetitlichsten die stark müffelnde Verbindung von Geheimdiensten, Glücksspielwirtschaft und Politik auf. Die Glücksspielbranche hat sich die politisch “zuständigen” deutschen Bundesländer gefügig gemacht. Federführend in der Ministerpräsidentenkonferenz war die Staatskanzlei Schleswig-Holsteins mit Reinhard Olschanskis “Hoffnungsträger” Daniel Günther an der Spitze. Für milliardenschwere Lobbyist*inn*en ein recht übersichtliches Zielobjekt. Wenn der Herr von Beust da behilflich war, konnte eigentlich nichts schiefgehen.
Einer der Marktführer, der von de Masi auch namentlich erwähnt wird, ist der DFL- und ARD-Sponsor Tipico, der seine Suchtspielgeräte auch auf den Vereinsgeländen aufstellen, und so 17-19-jährige Jungmillionäre als Kunden binden darf. Chef des Mehrheitseigners von Tipico (Sitz Malta) CVC Capital (Sitz Luxemburg) ist der kaum bekannte Alexander Dibelius, der sich in seinem Wikipedia-Eintrag als “Merkel-Berater” und “Atlantiker” rühmen lässt.
A propos Atlantiker: Deutschlands Chef-Atlantiker hat sich beim Lobbyieren beim Kanzler erwischen lassen. Und wieder kann sich keiner erinnern oder gar Unterlagen finden …
Wichtige Leute
Wichtiger als diese sozialdemokratischen Zwerge ist das Treffen dieser Herren, über das weltweit berichtet wurde, hier von Michael Maier/Berliner Zeitung: “Seltene Ehre: Chinas Präsident Xi empfängt Bill Gates – Die Gates-Stiftung unterstützt Peking im weltweiten Kampf gegen Malaria und Tuberkulose.”
Gates betätigt sich heute als Gentech-Lobbyist für eine entsprechende weltweite Industrialisierung der Landwirtschaft; seine Stiftung hält in der Branche beträchtliche Aktiendepots. Er ist also für mich als Slowfood-Mitglied ein natürlicher Gegner. Wenn der sich mit dem Sympathieträger Xi Jinping zusammentut: was kann das Gutes bedeuten?
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