Wer gestern Nachrichten verfolgt und Putins Inszenierung gesehen hat, ohne betrunken zu sein oder unter anderen Drogen zu stehen, musste sich die Frage stellen, ob es sich hier um
a) ein Theaterstück handelte, bei dem “Games of Thrones” mit sehr schlechten russischen Laiendarstellern nachgespielt werden sollte;
b) die Generalprobe der “Ausgsburger Puppenkiste” für den “Herr der Ringe” mit russischen Regierungspuppen handelte;
c) die Eröffnungszeremonie einer Grillparty Putins mit letzten engen Freunden Schoigu, Peskow, Medwedjew und Lawrow vor der Sommerpause in alle Medien live übertragen werden sollte, um die gemeinsame Moral zu heben;
d) die Einführung des Düsseldorfer Karnevals im Kreml handelte – allerdings in einer Variante ohne Lachen und Humor – als monatliche Pflichtveranstaltung zur Verbesserung der Volkszufriedenheit im Rahmen der Wiedereroberung der zaristischen Territorien und Schätze des 18.Jahrhunderts und zur Milderung eventuellen Volkszorns gegen die mörderischen Tätigkeiten krimineller Privatarmeen.
Das alles muss Olaf Scholz mächtig zu denken geben, dem ja laufend vorgeworfen wird, nicht genügend für seine mediale Wirkung zu unternehmen. Ich finde es gut, dass er das nicht tut. Denn mindestens acht, besser aber zwölf Soldaten mit riesigen Suppenteller-Mützen hinter sich, würden seinen Reden weniger den notwendigen Nachdruck verleihen, als zu irritieren und abzulenken. Nicht grundlos bauen Ferrari, Mercedes oder BMW – Sportwagen in Sachen Potenz auf 8, besser 12, VW-Bugatti gar auf 16 Zylinder. Kein Wunder, dass sich der postsozialistische Putin in der Tradition von “Trabant” oder “Moskwitsch” mit 6 Mützen begnügen musste. Auch Friedrich Merz soll sich mit der Frage imposanten Eindrucks schon befasst haben, den er sich wohl davon verspricht, abgehoben im Privatflugzeug zu schweben. Ob er dabei seinem Vorbild Franz-Josef Strauß folgt, und wie dieser bei Orientierungslosigkeit über den Kurs in Bodennähe zu sinken beginnt, um sich mangels aeronautischer Fertigkeiten an Staßenschildern zu orientieren, ist nicht bekannt.
Ein weiterer gravierender Inszenierungsfehler Wladimir Putins wird sich in Kürze bitter rächen: Er vergaß in seiner Aufregung über seinen Wagner-Clanchef Prigoschin, sich die rote Nasenmaske aufzusetzen, mit der der “Red Nose-Day” eingeläutet wird, der mittels Comedy-Aufführungen wie dieser Inszenierung Geld sammelt. Böse Zungen behaupten, Putin wollte eigentlich mit seiner gestrigen Veranstaltung in ähnlicher Weise, wie die britischen Comedians, die am “Red Nose Day” für Kinder in der Dritten Welt sammeln, für Munition seiner “militärische Spezialoperation” sammeln. Leider hat er wohl in Hektik auch den Aufruf vergessen und bisher keinen Rubel zusammenbekommen, weil ohne rote Nase Performance und Glaubwürdigkeit zu wünschen übrig ließen.
Was die “Zylinder” anbelangt, sei in Richtung auf das russische Protokoll darauf hingewiesen, dass einige tribale Gesellschaften des globalen Südens das Problem Wladimir Putins dadurch lösen, dass sie – rituell geschminkt und unbekleidet – das männliche Glied mittels entsprechender manueller Stützkonstruktionen und Stöcke zur Fixierung in einen stark vergrößerten, scheinbar eregierten Zustand versetzen der dann bei allen öffentlichen Veranstaltungen die Bedeutung des Trägers unterstreicht. Vielleicht geht er ja damit heimlich zum selbstverbotenen russischen CSD.
Viel Glück, Wladimir Wladimirowitsch P. Putin!
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