Revolutionär*inn*e*n müssen deutsche Medien nicht bekämpfen – das können die selbst viel besser
Ohne Paywall erinnert FAZ-Redakteur Hanno Mußler an eine fette alte Konkurs-Geschichte, die im Rückblick das Ende der Ära Kohl beendete: “Bankenaufsicht: René Benko – Einzelfall mit einigen Parallelen – Charismatische Gründer, verschachtelte Firmen und der Fokus auf nur einen Schuldner: Die Sonderprüfung der Signa-Kredite durch die Bankenaufsicht der EZB erinnert an den Fall Kirch.” Einerseits ist das ein nachtretendes “Siehste!”, weil sich die FAZ seinerzeit im Konkurrenzkampf rechter Medien nicht ausreichend gewürdigt fühlte. Andererseits ist es ein subtiles Signal der sich in der Frankfurter Bankenwelt ausbreitenden Nervosität, was der kriminelle Herr Benko bei einem möglichen Absturz alles mit sich reissen könnte. Wie einst bei Kirch sind viele Politiker*innen und Parteien mitbetroffen.
Annika Schneider/MDR-Altpapier zitiert aus einem FAZ-Gastbeitrag von “fünf Medienmenschen, vier davon aus dem Umfeld des Grimme-Instituts. Harald Gapski, Frauke Gerlach, Gerd Hallenberger, Tanja Weber und der Publizistik-Professor Christoph Neuberger”, das ich nicht nur mit Interesse gelesen habe, sondern mit dieser öffentlich zugänglichen Quellenangabe auch gerne weitergebe:
“Indirekt, aber dafür umso nachhaltiger thematisieren Unterhaltungssendungen gesellschaftliche Normen und Werte, unsere Vorstellungen von gelingendem Leben und zivilgesellschaftlichem Zusammenhalt: Wie wollen wir leben? Was ist uns wichtig? Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? Was ist tolerabel und was nicht? Wohin wollen wir uns entwickeln? All diese Fragen spielen in Unterhaltungssendungen eine wesentliche Rolle, weil sie Wertvorstellungen im praktischen Einsatz zeigen: vom Quiz, das unsere Vorstellungen von Wissen und Bildung spiegelt, über die Talkshow, die neben Themen über den Stand unserer Gesprächskultur informiert, bis zu allen fiktionalen Genres. Krimis kann man beispielsweise entnehmen, wovor wir Angst haben und wie wir wollen, dass mit diesen Ängsten umgegangen wird; Soap Operas stellen einen kontinuierlichen Diskurs über alltägliche Probleme der jeweiligen Zielgruppen dar.”
Frau Schneider fasst ausserdem zusammen, die Autor*inn*en “sehen zwar einen ‘Schlüsselmoment’ in der Debatte über die Öffentlich-Rechtlichen, finden die Diskussion allerdings mangelhaft. Sie sei verkürzend, an Einzelinteressen ausgerichtet und beteilige Bürgerinnen und Bürger zu wenig.” Da frage ich mich nur, warum sie diesen Diskussionsbeitrag bei der agendasettenden FAZ-Medienredaktion abliefern, und dort sogleich digital einmauern lassen. Fachleute für Medienkompetenz?
Eine Nannen-Schrulle – noch doller als die von Zander
Früher war vieles noch schlechter. Bisher glaubte ich, die Geschichte von Hans Conrad Zanders Bewerbungsgespräch beim Stern, bei dem Henri Nannen vor seinen Augen einschlief, sei die Spitze.
Widerwillig wühlte ich mich durch den Ippen-Trash der einst linksliberalen Frankfurter Rundschau, um dort diese Preziose von Arno Widmann über ein Geschehen von 1953 zu finden: “Als der ‘Stern’ Loriot rauswarf: Auf den Hund gekommen”. Meine Güte, warum hat das noch niemand verfilmt?
Letzte Kommentare