Der Star ist die “Mann”schaft
Das war hart heute morgen. Den Anpfiff habe ich nicht geschafft. Aber dank modernster TV-Technologien doch alle wichtigen Szenen miterlebt. Die Gastgeberinnen aus Neuseeland legten gegen Norwegen mit dem Weltstar Ada Hegerberg einen 1:0-Traumstart hin. Neuseeland, naja, eigentlich global betrachtet eine Fussballzwergin (gibt es gar keine weiblichen Zwerge?).
In den ersten fünf Testspielen dieses Jahres (2 x Weltmeisterin USA, 2 x Argentinien und 1 x Portugal) haben die Ärmsten kein einziges Tor gemacht, und das alles in Heimspielen. Wie soll da Begeisterung entfacht werden? Lediglich ein Testspielsieg (2:0) gegen Vietnam steht zu Buche. Angesichts solcher Vorzeichen muss das, was ich eben gesehen habe, als Sensation gewertet werden.
Mann muss natürlich vergegenwärtigen, was so eine Heim-WM mit einer Spielerin macht. Obwohl sie sportlich noch nichts vorzeigbares geleistet haben, spielen sie plötzlich vor über 40.000 im Stadion. Und in der TV-Glotze schaut die ganze Welt zu. Nicht weniger als sieben Spielerinnen Neuseelands werden als “vereinslos” angegeben. Andererseits spielen 15 im Ausland (Australien, USA, Europa). Es ist die Chance ihres Fussballerinnenlebens. Wann, wenn nicht jetzt?
Und so haben sie gespielt: als Team. Jede hat für die Andere gekämpft, bis inkl. zum Wadenkrampf. Authentischeren Sport gibt es nicht. Sie haben sich belohnt (1:0, inkl. ein verschossener Elfmeter und 10 Minuten Nachspielzeit). Sie waren die Besseren. Diese WM kann für sie zu einem Traum werden. Sie sind Pionierinnen, die für nachfolgende Spielerinnen-Generationen den Knoten durchschlagen. Es war eine rührende Freude, dabei zusehen zu dürfen.
Das analytische Schwarzbrot zu diesem Sport- und Medienereignis liefert in bewährter Qualität Alina Schwermer/taz: “Zustand des Frauenfußballs vor WM: Glitter auf Morast – Am Donnerstag beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, der Andrang ist riesig. Aber ist Frauenfußball wirklich Weltsport, groß und relevant?”
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