Dochdoch, die Brit*inn*en haben uns vieles geschenkt. Nicht nur verschossene Elfmeter und moralischen Trost für verlorene Finals in Wembley.. An erster Stelle die Befreiung vom Faschismus (Mitwirkung), öffentliche Medien (führend), James Bond, Monty Python (einst von George Harrison gerettet, und der ist auch schon tot), Popmusik u.v.m. Mit dem Humor haben sie es ehrlich versucht – ist in diesem Land hier leider nicht wirklich gelungen. So grosszügig können Kolonialverbrecher sein, das haben sie “uns” wiederum voraus. Aber was bleibt – neben den Barnaby-Wiederholungen? OK, “Killing Eve” und “Mood” habe ich selbst empfohlen – von starken Frauen ausgedacht und produziert.

Eine andere starke Frau sieht keine guten Aussichten. Zunächst fällt mir bei Annette Dittert auf, dass ihre geschriebenen Texte in den Blättern weit klarer und deutlicher formulieren, als ihre viel kürzeren TV-Aufsager. So auch dieser: “Geisterschiff Großbritannien: Verdrängen ohne Ende”. Das Problem: die nicht wenigen Brit*inn*en in diesem schrumpfenden Ex-Empire, die Verstand und Ideen haben, ergreifen lieber andere Berufe, als Politiker*in zu werden. Ganz so, wie es der Neoliberalismus und die City Of London für die ganze Welt vorgesehen haben.

Aufgemerkt habe ich mal wieder bei dieser Schlusspointe: “Und so dürfte selbst im Falle eines Labour-Wahlsiegs das angeschlagene Geisterschiff Großbritannien noch lange weiter richtungslos vor sich hintreiben. Die Tatsache, dass selbst der Chef der Labour-Opposition nicht den Mut hat, auf die Brücke zu steigen, um laut und deutlich den so nötigen Kurswechsel vorzugeben, zeigt einmal mehr, wie dauerhaft geschwächt, ausgelaugt und zerrieben das Land durch die vielfältigen Folgen des Brexit auch nach sieben Jahren noch immer ist.”

Denken Sie sich mal eine Sekunde den Brexit weg – an welches Land erinnert Sie dieses Bild?

Auch nicht schlecht

Wenn ich die nachdenkseiten mal loben kann, sogar Albrecht Müller. Der hat nämlich einen rororo-Bestseller von 1980 online gestellt: “5 Millionen Deutsche: ‘Wir sollten wieder einen Führer haben …’ – Die SINUS-Studie über rechtsextremistische Einstellungen bei den Deutschen”. Das war im Jahr des letzten Wahlsieges der sozialliberalen Koalition. Und die genannten 5 Mio. waren nur West-BRD.

Sehr, sehr schlecht – und wahrscheinlich erledigt

Eva C. Schweitzer/overton setzt ihre Robert-Kennedy-jr.-Berichterstattung aus New York fort: Kaddish für den Kandidaten – Robert Kennedy Jr. hat die Medien, die jüdische Community und ganz New York in das passend benannte ‘Glasshouse’ eingeladen, um seinen Philosemitismus zu demonstrieren und seine standfeste Haltung zu Israel.”

Dann will ich Ihnen mal beweisen, dass ich auch über Verschwörungen theoretisieren kann. Wer die wichtigste Kampagne seines politischen Lebens so “führt”, also besser: entgleiten lässt, der kann ja nur ein Agent für die Wiedernominierung von Sleepy-Joe sein.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net