Beueler-Extradienst

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Planetare Gefahr: absteigende Mächte

Die Welt zieht an ihnen vorbei, auch an Deutschland – das macht wütend

Wenn es nur der Fussball wäre, wäre die Welt sicherer. Er bildet aber nur ab, was viele politisch bis heute nicht erkennen wollen – ein massives Systemversagen demokratischer Publizistik. Aber tun Sie bitte nicht so, als müssten Sie wehrlos und doof bleiben. Wer einen deutschen Pass besitzt, lebt beispiellos privilegiert gegenüber der Mehrheit der Weltbevölkerung. Will eine “Mehrheit”, dass es so bleibt? Deutsche Parteien und Regierungen als demokratisch gewählte Repräsentant*inn*en erwecken diesen Eindruck. Sie bejubeln AfD-artige EU-Asylpolitik (FDP) und bezeichnen sie sogar als “historisch” (eine sozialdemokratische Bundesministerin). Da frage ich mich: was glauben diese Repräsentant*inn*en denn, wer für sie und sowas demnächst zur Wahlurne gehen will?

In der binären Weltsicht der Bundesregierung und der ihr zuneigenden Medien stellt sich die Weltlage so dar: hier die Demokratien, da die autoritären Regimes. Nunja, erstens s.o., zweitens gucken Sie mal hier. Offenbar Vorbild für das EU-Europa von Nancy Faeser über Flinten-Uschi bis zur AfD.

Ich lebe ja auch lieber hier als in China. Ich habe eine nicht grosszügige aber auskömmliche Rente. Auskömmlich nur, weil es mir 1999 gelang, eine Wohnung zu erwerben, die ich mir heute nicht mehr leisten könnte. Ich kann hier nach Herzenslust bloggen, ohne dass mir jemand reinredet, und geniesse in Beuel eine fantastische Lebensqualität. Nichts davon will ich missen. Ich will nirgends woanders hin. So denkt der Liberale in mir.

Verwöhnte Liberale wie ich haben mitunter Probleme zu verstehen, dass der Mehrheit der Menschen die Politik weitgehend egal ist. Sie erwarten von Regierung oder Regime einfach nur, sicher existieren zu können. Regierungen/Regimes, die diese Leistung nicht erbringen, bekommen oft schneller, als sie denken können, gravierende Legitimationsprobleme.

Das von den alten Kolonialmächten ausgehende und krampfhaft dominanzsüchtig verteidigte ökonomische Modell ist zum Tode verurteilt. Klimapolitisch sowieso, aber auch als Modell einer brutal-ausbeuterischen internationalen Arbeitsteilung. Alle, die davon wissen wollen, können es auch. Jedenfalls hierzulande. Hier meine neuesten Beweise.

Michael Hudson kommt mir ein wenig ehrpusselig vor, wie in seinem Wikipedia-Eintrag seine Trotzki-Verwandtschaft hin und her gewendet wird. Der Trotzkist der Wallstreet? Ist mir egal, interessiert mich nicht wirklich. Entscheidend: was er schreibt ist nicht abwegig. Lesen Sie selbst.

Michael Hudson/Brave New Europe/telepolis: Drohender Krieg gegen China: Wie der Westen sich selbst deindustrialisiert – Der Versuch, Russland wegen der Ukraine-Invasion wirtschaftlich zu strangulieren, ist gescheitert. Die USA fordern nun von Europa auch die Abkopplung von China. Warum das Ende nur katastrophal sein kann. (Teil 1)”

Und

Michael Hudson/Brave New Europe/telepolis: Stürzendes US-Wirtschaftsimperium, Europas Angst und Chinas Aufstieg – Die neofeudale Wende hat den Westen in die ökonomische Sackgasse geführt. Kriege und Sanktionen garantieren keine globale Kontrolle mehr. Warum wir in eine neue Ära eintreten. (Teil 2, Schluss)”. “Neofeudale Wende”? Hatten wir doch grade selbst.

Was treibt die kapitalistischen Grossmächte zu diesem scheinbaren “Irrsinn”? Auch darauf gibt es eine Antwort. Kaum noch satirewürdig ist das Geschwätz von der angeblichen Renaissance der Atomenergie, mit der Scheinpointe, dass das irgendwas mit dem Klima zu tun habe. It’s not economy, it’s war strategy.

William D. Hartung/TomDispatch/overton: Die Profiteure des Armageddon – Oppenheimer und die Geburt des nuklear-industriellen Komplexes.”. So ist es dann doch wieder die Ökonomie. Und zwar die mit den fettesten Profitraten, bei allem, was sich um sog. “nationale Sicherheit” dreht, Da ist jede Kostenkontrolle abgestellt – und die Lieferanten wissen das.  Sie scheuen jedoch die Öffentlichkeit, nicht weniger, als der Kreml oder chinesische Regimeführer. Wir sind hier am Kern französischen Atomehrgeizes und deutschen Grossmachtneides. Es geht hier weder um Klima noch um Energieversorgung. Sondern darum, wer bei den Grossen dabei ist.

Dabei verliere ich genau so meinen Humor, wie Martin Sonneborn und seine offenbar fachkundige Mitarbeiterin Claudia Latour/Berliner Zeitung: Globaler Süden will nicht mehr vom Westen ausgeplündert werden – In Niger geht es auch darum, dass die Afrikaner dem Rohstoffraub und der Übervorteilung durch mafiöse Handelsverträge mit dem Westen ein Ende setzen wollen”.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Sachdienlicher Hinweis an Frau oder Herrn “Fusel”: versuchen Sie es bitte mal mit einem ganzen Satz, und ohne NS-Analogie.

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