mit Update nachmittags

Kürzlich fiel mir auf, dass ich dpa gelobt habe, die Deutsche Presse-Agentur, die Gemeinschaftseigentum deutscher Verleger*innen ist. Das letzte Mal war das glaube ich, als Holger Schmale dort noch Auslandskorrespondent war. Und nun passiert es schon wieder. In der FAZ fand ich diese dpa-Geschichte vor. Sie reduziert die Komplexität nicht wirklich unsachgemäss, sie spitzt inhaltlich korrekt zu. Die*der Autor*in scheint sich schon mal mit Klimaschutz beschäftigt zu haben: Klimawandel : Weltmeere so warm wie noch nie – Der Ozean ist ein gewaltiger Wärmepuffer, der einen Großteil der Wärme schluckt, den der menschengemachte Klimawandel verursacht. Die nun erreichten Temperaturen sind beispiellos – und alarmieren Klimaforscher.”

Im Wissenschaftsteil der FAZ sind diese Erkenntnisse schon länger angekommen. Die erwähnte dpa-Geschichte hat es sogar ins Wirtschaftsressort geschafft. Einen FAZ-Kommentar, welche Konsequenzen politisch daraus zu ziehen sind, habe ich nicht vorgefunden. Vieles geht eben langsamer als der Klimawandel.

Frauen vergessen auch nicht

Jahrelang konnte mann fast alles mit ihnen machen. Gut, in manchen Gesellschaften musste mann vorher fragen. Aber bis zur Antwort fehlte oft die Zeit. Nun regt sich die – ausgerechnet – Katholische Nachrichtenagentur (ebenfalls in der FAZ vorgefunden) über einen Vorgang in einer Region Sardiniens auf, die bevorzugter Urlaubssitz des berüchtigten Silvio Berlusconi war, quasi sein “Camp David”.

Ärger auf Sardinien : Eine Frau als Schoko-Dessert – Empörung in Italien – Eine mit Schokolade übergossene Frau auf dem Dessert-Buffet des Golfo Aranci Hotels in Sardinien erhitzt die Gemüter. Kritiker sprechen von einem ‘Mangel an Respekt vor Frauen.’“

Hier fällt mir auf, dass die politischen Freund*inn*e*n des Täters Berlusconi die Angelegenheit publizistisch zu nutzen versuchen, um sich ein modernisiertes Mäntelchen umzuhängen. Denn bisweilen schafft es die Rechte intelligenter als die Linke, den Wandel der Zeiten zu kapieren und zu adaptieren.

Neues Opfer: der spanische Fussballpräsident. Die besten Freunde lassen ihn im Stich. Wer sich auf einer VIP-Tribüne nicht benehmen kann, hat dort nichts zu suchen. Er kann dort ja dreckige Witze und dumme Sprüche machen, wie er will – so lange keine Mikros in der Nähe sind. Aber die Bilder, die Bilder!

Der fachkundige Frank Hellmann/FR kommentiert: Kuss-Affäre in Spanien – Spanien Fußballpräsident Luis Rubiales zeigt schon seit Längerem das Verhalten eines Obermachos,mit der Kuss-Affäre hat er sich nun endgültig untragbar gemacht – aber ob das seine Verbandskollegen genauso sehen?” Er kontert den erkennbaren Versuch, alles Böse auf Sündenbock Rubiales abzuladen. Es ist eine Hydra. Der Kopf wächst nach dem Sturz nach, solange die Machtstrukturen so bleiben, wie sie sind.

Eine Alternative für die Frauen wären autonome Verbands- und Machtstrukturen. Dort wären sie nicht nur sicherer, sondern könnten vieles anders und besser machen, als die verkommenen Rfef, Uefa und Fifa.

Update nachmittags: Señor Rubiales hat meine lässig-ironische Verwendung des “Opfer”-Begriffs zu wörtlich genommen. Seine Sprache “Hetzjagd … Hinrichtung … bis zum Ende” verrät den postfaschistischen Apokalyptiker. Der Kerl erklärt den Geschlechterkrieg. Er sollte ihn bekommen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net