Die Union hat gerade die eigene Lebensversicherung gekündigt

Der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz hat recht: Angela Merkel hätte das Zusammengehen der Union mit der AfD in Thüringen nicht zugelassen. Ihr Weitblick hätte das verhindert.

Die gemeinsame Abstimmung der CDU mit der AfD in Thüringen ist aus mindestens zwei Gründen hochproblematisch:

1. Einmal ist es demokratiepolitisch ein fatales Signal. Es schleift die Dämme zum Rechtsextremismus in der Bundesrepublik insgesamt.

2. Zum anderen ist es aus Unionssicht regelrecht dumm. Denn die Brandmauer nach Rechtsaußen ist eine Lebensversicherung für die Union selbst. Ich wundere mich, dass die gegenwärtige CDU-Führung das überhaupt nicht begreift.

Durch ihr bloßes Zugucken hat die Unionsführung nun Teilen ihrer Wählerschaft, die nur eine lockere Bindung haben, einen Freifahrtschein in Richtung AfD gegeben. Denn wenn die Union in Thüringen mit der AfD stimmt, warum sollte dann diese Unionsanhängerschaft nicht auch für die AfD stimmen?

Das Agieren von Merz wird für die Union immer mehr zu Harakiri auf offener Bühne.

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Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.