Das Beste vom Wochenende
Ältere weisse Männer können auch unpolemisch. Das fiel mir dieses Wochenende bei Daniel Bax/taz auf: “Flucht und Migration: Unnötige Panikmache – Die Bilder aus Lampedusa sind irreführend. Die Zahl der übers Mittelmeer Flüchtenden ist viel geringer, als die Zahl derer, die 2022 gekommen sind.” Mein einziger Einschätzungsunterschied: ich glaube sehr wohl, dass das Szenario Signora Meloni in ihren faschistischen Kram passt.
Ebenso sachlich und kritisch in alle Richtungen, die es verdienen: Klaus-Dieter Stork/overton: “Die Malaise der Linken – Nach den Wahlen in Bayern und Hessen formiert sich vermutlich eine demokratische Alternative für Deutschland: Eine Wagenknecht-Partei.”
Dazu lässt sich der Scheinwerfer ergänzen, den die famose Claudia Hennen/DLF gestern auf die gerichtet hat, die von den Parteien links der Rechten sträflich vernachlässigt und als gesellschaftliches Mobilisierungspotenzial ignoriert werden: “Alltagshelden – Warum ohne Ehrenamt nichts läuft – Ob in der Nachbarschafts- oder Flüchtlingshilfe, in der Pflege oder bei der Unterstützung benachteiligter Kinder: Eine funktionierende Demokratie braucht eine starke Zivilgesellschaft. Schätzungsweise jeder dritte Deutsche engagiert sich ehrenamtlich und leistet unbezahlte Arbeit in gesellschaftlichen Bereichen, die wichtig sind. Was treibt die Menschen an, sich in ihrer Freizeit zu engagieren? Durch ihr Engagement spart der Staat jedenfalls Milliarden Euro.” (Audio 44 min).
Mein Tipp an “die in Berlin” (+ die in den Landeshauptstädten): spart das Geld für all die neoliberalen Denkpanzer in eurer Nachbarschaft, und lernt lieber von diesen Menschen, arbeitet mit ihnen politisch zusammen (nicht nur Kopftätscheln und Schulterklopfen). Ihre Beratung ist billiger und besser.
Slowakei
Differenzierter und informativer als die heutige platte Nachrichtengebung zu den Wahlen in der Slowakei war schon gestern diese kritische Betrachtung von David X. Noack/telepolis: “Wird das Land neutral im Ukraine-Krieg? – Parlamentswahlen an diesem Wochenende. EU- und Nato-Mitglied könnte aus Reihe der Ukraine-Unterstützer ausscheren. Das sind die Ursachen für den Politikschwenk.”
Die gute Botschaft aus Kolumbien
Um die jüngste UNO-Generalversammlung haben deutsche Medien vorwiegend gemeinsam mit der Bundesregierung interessegeleitetes Agendasetting betrieben. Das ist zwar schlecht, war aber “schon immer so”. Die Chance den Blick auf die ganze Welt zu weiten, den diese Veranstaltung alljährlich bietet, wird hochnäsig und ignorant immer aufs Neue vertan. Ende der 70er Jahre geschah das sogar in verschwörerischer Absicht. Die Generalversammlung verurteilte die – sozialliberal regierte! – BRD seinerzeit mehrmals namentlich für ihre militärisch-atomare Zusammenarbeit mit dem Apartheidregime Südafrikas. In deutschen Medien dazu damals kein Mucks. Internet gabs nicht.
Jetzt gibt es Internet, und dort ist z.B. zu erfahren, was der frei gewählte linke Präsident Kolumbiens Gustavo Petra zu sagen hatte: Amy Goodman/Democracy Now/telepolis: “‘Scheinheilig’: Das hat Kolumbiens Präsident dem Westen zu sagen – Gustavo Petro sagt, EU versuchten, neutrale Staaten für Ukraine-Kampagne zu missbrauchen. Warum man zwei Friedensgipfel braucht. Und wie das Kohle-Land die ‘Mutter aller Krisen’ lösen will.”
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