Sind Sie schon mal im ÖPNV in den nächtlichen Schüler*innen*verkehr geraten, morgens vor 8? Entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen von Biologie und Psychologie findet er so früh statt, weil Lehrer*innen und Eltern es so wollen – die Schüler*innen fragt das keine*r. Ich bleibe in der Regel noch im Bett, nicht nur weil ich Massentiertransporte prinzipiell ablehne. Aber wenn ich mal da rein gerate (Arzttermin, Frühstücksverabredung o. ähnl.), verstehe ich kein Wort. Wegen des Sprechtempos.

Ich erwische mich ja selbst dabei, dass mir vieles zu langsam geht. Nicht nur politischer Fortschritt. Meinen Videorecorder lasse ich auf schnellerer Geschwindigkeit (1,5) laufen. Da ist die Sprache noch verständlicher als im Schüler*innen*bus, und schneller geklärt, wie es ausgeht, was die erzählen wollen, was die Botschaft ist.

Nur bei dieser elenden Frankfurter Schule, der immerhin so gute Gewächse wie mein Freund Dieter Bott entsprungen sind, habe ich es bis heute nicht rausgefunden. Wie kommichdrauf?

Klaus-Dieter Stork/overton entstammt der gleichen Schule. Noch nie – schon gar nicht auf Wikipedia – habe ich so ein kompaktes Exzerpt der Frankfurter Schule gefunden, wie bei ihm: “Auf der Suche nach dem verlorenen Subjekt – Die Macht der Kulturindustrie”.

Die Macke dieser Schule wird wie immer am Ende demonstrativ ausgestellt, an der die*der Leser*in sich fragt: Und nu? Was machen wir jetzt?

Die Herren Professoren und ihre Nachfolger im Kulturbetrieb (die Männerdominanz ist hier mutgemeint) sehen es nicht als ihre Aufgabe an, Strategien zu entwickeln. Ihre selbstgestellte Aufgabe sein nur die Kritik. Die wird ja wohl noch erlaubt sein … Dä. Wer wollte da widersprechen?

Andererseits: haben sie deswegen all die Lehrstühle bekommen, weil sie links aber ungefährlich waren? Das haben ja auch viele der damaligen Student*inn*en ihren Lehrern (Frauen dabei?) vorgeworfen.

Die sog. “68er”, vielfach durch den Kulturbetrieb durchgenudelt, waren in Wirklichkeit nur eine politikunfähige Minderheit ihrer Alterskohorte. Und sind es, soweit sie noch leben. Das wusste ich schon als 11-jähriger im Ruhrgebiet. Die uns heute regieren, sind so alt wie ich und jünger. Was und von wem haben die gelernt? Und wann und warum haben sie damit aufgehört?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net