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Verdreifachung der Reisezeit

Wundersame Bahn CLXX – Zwischen Duisburg und Düsseldorf

Dass die Bahn bauarbeitet, auch und gerade am Wochenende, ist gut und bemerkenswert. Mein Vater gestern beim Anblick von Gleisarbeiten an der Essener Stadtbahn: “Guck’ mal, eine Baustelle, an der gearbeitet wird.” Der gute Mann ist 91. Und selbst ich muss mich immer wieder fragen, welche segensreichen Folgen solcher Bauarbeiten ich überhaupt noch erleben werde. Wir in Bonn haben jeden Glauben an die S13 schon fahren lassen …

Das Sensationelle zuerst

49€-Ticket-Fahrt Bonn-Essen-Karnap perfekt. 5 Minuten Verspätung des RE5 in Oberhausen-Sterkrade machten das Umsteigen auf den Bus (8 Minuten Puffer) einmal quer durch die Bottroper Herbstsonne und den bildhübschen Ortsteil Welheim (was für eine Wüste der Gewerbezerstörung dagegen im Sterkrader Zentrum) zum reinen Vergnügen.

Im Essener Zentrum war abends eine Palästinenser-Demo angekündigt, die City grossräumig abgesperrt, ein Autotransfer zum Hbf. also keine gute Idee. Die U-Stadtbahn fuhr aber. Nur leider wusste der DB-Navigator auch eine halbe Stunde vor Fahrplanabfahrt noch nicht, ob Fernzüge in Essen Hbf. (wg. “Bauarbeiten”) überhaupt halten. Sie taten es nicht – die Anzeige in der Bahnhofshalle wusste es.

Ich war rechtzeitig, und nahm den nächstmöglichen verspäteten Regionalexpress nach Duisburg, um dort meinen anvisierten IC zu erreichen. Bei Erwerb der Fahrkarte im Bhf. Beuel sagte ich: “Abends die Rückfahrt soll schneller gehen – die Hoffnung stirbt zuletzt” – das löste unter den Anwesenden spontanes Gelächter aus.

Wie recht sie hatten. Am Duisburger Bahnsteig wurde der IC mit fünf Minuten Verspätung angezeigt. Die steigerten sich in kurzen Intervallen auf 10-15-25, was daran klar ersichtlich war, dass mehrere verspätete ICEs (Fahrtziele leider nur bis Köln bzw. Mönchengladbach) vor ihm herfuhren. Aber als sie durch waren, kam er mit 20 Minuten Verspätung.

Auf Kreuzfahrt im westlichen Ruhrgebiet

Ich vertiefte mich in Lektüre (über “Kreuzfahrten”!), draussen war die Dunkelheit, nichts zu gucken. Wg. des fahrradartigen Reisetempos wuchs in mir der Verdacht, wir würden wieder umgeleitet, um Köln Hbf. – Sie wissen schon, das “digitale Stellwerk”, die “S13” Kölns – zu umfahren, was mir ja, wie auch eine Umleitung nach Beuel, sehr recht gewesen wäre.

Als ich alles gelesen hatte, musste ich allerdings wahrnehmen, dass wir Düsseldorf – normalerweise eine Viertelstunde Fahrzeit – noch gar nicht erreicht hatten. Allein zwischen Duisburg und Düsseldorf erhöhte sich die Verspätung von 20 auf 52. Bis Köln waren es dann 61. Aber, aber: diese Verspätung wurde zwischen Köln und Bonn Hbf. “stabil” gehalten.

Unverständlich: keine Freigabe der Fernzüge für das 49€-Ticket. Aber auch keine Fahrkartenkontrolle. Dafür aber überlaute Lautsprecherdurchsagen durch eine junge Mitarbeiterin, die auch nichts wusste, sich dafür aber vielmals “herzlich” entschuldigte. Die Arme wird – am Zielort Frankfurt weit nach Mitternacht angekommen – mit Nervenzusammenbruch  (dieser Link ist mit Firefox paywallfrei, mit Safari digital eingemauert) ins Bett gefallen sein. Da war ich schon im Tiefschlaf.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. gretebrug

    @extradienst
    Schön geschrieben 👍
    DB = Comedy pur 😄

    Leider ein ernstes Thema für termintreue Passagiere, ansonsten scheinen sich die Bahngeschichten zur Konkurrenz à la Loriot zu entwickeln. Ob die Mitarbeiter noch Gehalt oder schon Gage bekommen?

    ‘…ob Fernzüge in Essen Hbf. (wg. …) überhaupt halten. Sie taten es nicht – die Anzeige in der Bahnhofshalle wusste es.’

    Und wenn die App noch nichts genaues weiß, ist das nächstes vlt eine gute Hilfe: Abfahrt https://www.bahnhof.de/essen-hbf/abfahrt

    https://norden.social/@gretebrug/111365563092893453

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