Wer sich mit der sog. “Zeitung” Bild einlässt

Unter fachlich ungebildeten Betrachter*inne*n des deutschen Fussballs sind viele überrascht über die schlechte sportliche Performance der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Im Spitzenleistungssport, Ungesünderes ist kaum vorstellbar, sind grundsätzlich alle gleich gut trainiert, haben hochprofessionelle medizinische Abteilungen (bei Psycho dagegen fehlt es bei vielen) und noch fettere PR-Abteilungen. Letztere haben an allen DFL-Standorten mehr Personal – Fachpersonal! – als die ortsansässigen Lokalmedien. Wer sich um demokratische Presse sorgt, findet hier schon mal einen guten Ansatz …

Wer sich dagegen mit der Beretta des Springerkonzerns einlässt, riskiert zügig herbeigeführte Zweitklassigkeit (s. Gelsenkirchen), und erntet u.a. solche Räuberpistolen. Wenn sie nicht gar vom Kopf des in “Bild” eingewickelten Fisches (Vorsicht: nicht verzehren, die Druckfarben sind giftig!) gesät sind. Dieser Kopf ist der vielbeschäftigte DFL- und CDU-Oligarch aus Warburg in Westfalen, Hans-Joachim Watzke. In seinem Weltbild und seiner Vorstellungskraft von Medienöffentlichkeit hält er es vermutlich für einen Ausweis persönlicher Ausgewogenheit, dass er auch den BVB-Korrespondenten (und bekennenden Fan) einer Tageszeitung aus dem Sitz des Fussballkonzerns aus dem süddeutschen Raum privilegiert mit Infos füttern lässt.

Wenn er nun also die Herren Kehl und Terzic, die via Arbeitsvertrag zur Teamarbeit verpflichtet sind, gegeneinander hetzt – wem soll das nützen? Etwa der Mannschaft, die das über die Unzahl asozialer Medien genauer mitbekommt als er selbst?

Was der CDU-Politiker nicht wissen kann, sollte der Fussballvereinspatriarch mindestens wissen: das ist ein Teamsport. Die für die Einzelspieler aufgewandten Summen sind uninteressant. Sie müssen solidarisch sein, sich einander helfen, Fehler riskieren können ohne bestraft zu werden, weil andere Teammitglieder das voller Begeisterung für die Schönheit der Solidarität ausbügeln.

In den Betriebsmannschaften von Daimler Stuttgart und Bayer Leverkusen kriegen sie das derzeit hin. Ich habs Sonntag gesehen, sah gut aus. In Dortmund dagegen regiert ein Abrissbagger. Beim morgigen CL-Gegner Paris, der keine finanziellen Grenzen kennt, übrigens auch.

Vergeblich

ist, das weiss ich längst, der Hinweis, dass alles hier Beschriebene für demokratische Politik genauso gilt. Entweder Solidarität organisieren – oder lieber gleich den Platz verlassen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net