Ich bin Zahnarztphobiker, von Kindheit an. Für meine Gebissqualität war das nicht von Vorteil. Aber so ein Malheur (Link mit Safari zugemauert, mit Firefox zugänglich), wie dem von mir in der Öffentlichkeit sehr vermissten Volker Pispers passiert ist, ist mir dadurch nicht passiert. Aber der Reihe nach.
Volker Pispers gehörte zu seiner aktiven Kabarettisten-Zeit (bis 2015) zu denen, die immer alle Tassen im Schrank hatten. In einem Meer des Irrsinns waren seine Programme eine Wohltat. Da er im TV nie wiederholt wurde, wie sonst jeder letzte Müll, kann ich nicht beurteilen, was davon auch heute noch inhaltlich Bestand hätte. Denn Pispers war immer up to date, hat seine Programme auch während seiner Tourneen immer wieder aktualisiert. Eine Einladung zu einem Abendessen mit ihm wäre ich immer und jederzeit gefolgt – zumal ich ihm ein ähnliches Genussinteresse unterstelle, wie ich es habe. Dass eine was-mit-Medien-Nase wie der Migrant mit Tiroler Hintergrund Lanz sowas zum Politikum aufgeblasen hat, ist in erster Linie ein Dokument der intellektuellen Armut seiner Redaktion.
Pispers dagegen vermisse ich sehr. Er hat die entgegengesetzte Entwicklung seines Jugend-Buddys, dessen Name mir gar nicht einfallen will, der aber bis heute das ARD-Programm vollsabbert, genommen. Die beiden hatten mal als Pausenclown-Duo in Westpol/WDR angefangen. Nun ist er schon seit 2015 weg aus der was-mit-Medien-Öffentlichkeit. Also noch ein Jahr früher, als ich in der Bonner Kommunalpolitik aufgehört habe. Das spricht für seine klaren Kriterien für Lebensqualität, und seine Freiheit von der Applaussucht, unter der viele seiner (ehemaligen) Branche leiden. Die billigen Medien, die sich über dieser Geschichte jetzt ein Ei aufschlagen, mit dem sie hoffen, die “Marke” Pispers runterziehen zu können – heute können sie ihn nicht mehr wirklich jucken. Mann nennt es Unabhängigkeit. Ich kann es ihm also nicht verdenken, auch wenn es mich in meinem Kampf um Mediendiät schmerzt, hungert und dürstet.
So ein Ding, wie ihm mit seiner Zahnarztwahl, ist mir aber nicht passiert. Und das kam so. In diesem Blog hatte ich schon mal berichtet, dass der Bonner Grünen-Kreisverband Anfang der 90er, die Grünen waren 1990 aus dem Bundestag rausgeflogen, Hauptmieter einer teuren Büroetage war, in der eine somalische Exilorganisation, die heute die Regierung des nicht anerkannten “Somaliland” stellt, Untermieterin war. Und plötzlich verschwunden war. Erst nach 10 Monaten merkte die damalige Grünen-Schatzmeisterin, dass sich auf dem Konto des Kreisverbandes ein klaffendes Einnahmeloch aufgetan hatte. Ich verbrannte die hinterlassenen Mitgliedsausweise der somalischen Exilanten, bevor irgendwelche Geheimdienste ihrer hätten habhaft werden konnten, im Garten meiner WG. Nun war guter Rat teuer. Wir gaben die teure Büroetage auf, und wurden selbst äusserst preisgünstig Untermieter: beim Verband demokratischer Zahnärztinnen und Zahnärzte, damals an der Ecke Kölnstrasse/Kaiser-Karl-Ring im ersten Stock.
Als mich seinerzeit oft Nebenhöhlenentzündungen plagten, brachte mich mein WG-Genosse und Hausarzt auf den (zutreffenden) Gedanken, dass es mit den Zähnen zusammenhängen könne. Ich konsultierte im gleichen Flur die Geschäftsführerin des Verbandes, wo ich denn hingehen solle. Sie empfahl mir eine reine Frauenpraxis in der Georgstrasse, in unmittelbarer Nachbarschaft der damaligen bildschönen Privatwohnung von Ferdos Forudastan und Michael Vesper. Die Ärztin, die mich dort als Erste behandelte, gab kurz nach dem Anblick meines Gebisses ihren Beruf auf. Ich will hier jetzt keine weiteren Einzelheiten berichten, nur den Trick enthüllen. Als männlicher heterosexueller Zahnarztphobiker in eine reine Frauenpraxis zu gehen, wirkt wundersam disziplinierend. Im Gegenzug ist die Behandlung erstklassig. Und mann trifft weder auf Schwurbler noch auf Nazis.
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