“UFOs/OVNIs”, verfügbar bis 17.2., ist zu meiner positiven Überraschung kein Klamauk um skurrile Spinner*eien. Der Eindruck kann zunächst entstehen, aber die Gratwanderung glückt. Es ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Fabrikation von Wahrheit, und die Zeitreise in die 70er Jahre ist ein gelungener Kunstgriff, um nicht in den aktuellen Morast der Fakennews-Kriege zu geraten.
Insbesondere ästhetisch ist der Zeitsprung rückwärts geglückt. Nicht nur, wie so oft, die fabulösen alten – überwiegend französischen – Autos: Peugeot, Renault, Citroén, auch einen VW-Käfer habe ich entdeckt. Es wird bei jeder Gelegenheit geraucht, die Telefone sind süss. Besonders gelungen: der Rückgriff auf damalige Umweltskandale und Umwelt- und Friedensbewegung. Er zeigt, was alles 1978 schon medienbekannt war, also vor 46 Jahren.
Sehr erfreut hat mich das Wiedersehen mit Nicole Garcia, Produzentin und Schauspielerin, die in etwa dem heutigen deutschen Typus Desiree Nosbusch ähnelt: ihre ganze Reife glänzt und funkelt vor der Kamera. Sie spielt eine böse französische Geheimdienstlerin, die, wie es Geheimdienste ja auch in Wirklichkeit tun, Menschen zu manipulieren und instrumentalisieren versucht.
Ingesamt eine starke Ensembleleistung. Alle andern Darsteller*innen überzeugen unter der Regie von Antony Cordier. Fast jede Rolle macht in den 12 Folgen eine spannende Entwicklung und verlässt irgendwann die Typus-Schublade, in der ich sie als Zuschauer hatte. Darum ist es kein Klamauk, sondern bei allem Witz eine ernsthaft erzählte Geschichte. Frankreichs Filmproduktion kann das besser als andere.
Doppelfolgen laufen donnerstags linear auf ONE, ich empfehle Bingewatching (12 Folgen á knappe halbe Stunde). Ein aufklärerisches Vergnügen.
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