Beueler-Extradienst

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Dummheit ist erlaubt – und unbegrenzt

“Der linke Radikalismus – die Kinderkrankheit des Kommunismus”

Wenn sich gesellschaftliche Bewegungen realisieren, also im wahren Leben in Bewegung setzen. statt nur fantasiert zu werden, gibt es am Wegesrand immer zahlreiche Bescheidwisser, die nach Ausreden suchen, warum sie zu faul oder zu blöd zum Mitmachen sind. Auch lassen sich auf realen gesellschaftlichen Bewegungen zahllose Süppchen für was-mit-Medien-Nasen kochen, wenn die nur gescheit genug sind, eine unbesetzte – aber gleichzeitig möglichst talkshowkompatible – Marktlücke zu entdecken und zu besetzen. Meinen Ärger wollte ich zunächst in einer privaten Email an Freunde rauslassen. Aber der Extradienst ist klein genug, um ihn schadlos hier zu platzieren.

Der Kollege De Lapuente/overton fürchtet nicht ganz abwegig, dass eine Leser*innen ihn für diesen Text “lynchen”: Unser bester Präsident – Angeblich sagte Donald Trump, dass er Europa keine Militärhilfe leisten würde im Falle eines Angriffs. Das wäre konsequent – und der Preis der Freiheit. Trump Präsidentschaft barg Chancen. Eine Provokation.”

Warum ist das kein Grund zur Menschenrechtsverletzung, aber stinkender Mist? Weil der faule Sack die Untersuchung der entscheidenden Fragen unterlässt, sich stattdessen in ferndiagnostischer Psychoanalyse ergeht, wie es die europäische Boulevardpresse kaum schlechter hinbekommt.

Die Fragen:

Für welche gesellschaftlichen und ökonomischen Interessen ist Donald Trump der “richtige” Präsident? Wie gefährlich sind die sowieso, wie gefährlich im Falle seiner Wahl? Welchen Spielraum haben emanzipatorische Bewegungen? In den USA und international? Im US-Wahlkampf, und danach? Im Falle seiner Wahl? Im Falle seiner Niederlage? Simpelste aber entscheidende Fragen. Wie kann Einer, der sich für besonders kritisch und links hält, die so lässig schlabbern? Braucht er professionelle Hilfe?

Etwas kreditwürdiger sind die Überlegungen von Philipp Fess/telepolis: Betreutes Denken rettet die Demokratie – nicht – Correctiv-Bericht zur ‘Remigration’ belebt die demokratische Kultur. Allerdings um den Preis der Mündigkeit, die ihre Voraussetzung ist? Was heißt Aufklärung?” Der hat immerhin in seinem Studium Adorno gelesen, eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung.

Fess’ Hinweise sind bedenkenswert. Ich entgegne: es war immer so. Wer Erkenntnisse in einer breiten Öffentlichkeit, die über private Gesinnungsfreund*inn*e*n hinausreicht, politisch und gesellschaftlich verankern will, muss inszenieren. Das ist ein mit Recht angesehenes Handwerk, für das sich auch die Allerklügsten professionellen Rat und Hilfe suchen müssen. Weil die Gegenseite, hier mal platt als “die Herrschenden” zusammengefasst, das auch tut. Die alleinige und isolierte Macht des guten Arguments ist ein Verliererbrandzeichen von narzisstischen Individualist*inn*en. Wer damit sein persönliches Glück finden will, muss von niemandem “gelyncht” werden – darf sich aber über seine*ihre Wirkungslosigkeit auch nicht wirklich beschweren.

In der Tat: eine Inszenierung, eine gute Tat!

Was die Kolleg*in*en von Correctiv gemacht haben, ist in der Tat eine Inszenierung. Und mehr oder weniger zufällig eine erfolgreiche, ein Zündfunke für eine demokratische, gesellschaftliche Bewegung, auf die ich lange vergeblich gewartet habe, und von der selbstverständlich noch niemand weiss, wo sie hinführt. Was sie – vorläufig – erreicht hat, ist, dass den deutschen Faschisten die Macht über das kontinuierlich nach Rechts verschiebende Agendasetting aus der Hand geschlagen wurde. Und wenn es gut läuft, läuft die CDU-Rechte vor eine reale gesellschaftliche “Brandmauer”. Oder diese in Spurenelementen demokratische konservative deutsche Partei spaltet sich an dieser Frage.

Wenn Trump im November wirklich wieder da ist, wäre es gut, wenn Deutschland damit möglichst weit gekommen wäre. Für Streit über die zukünftige Rolle dieses reichen Landes bleibt dann noch mehr als genug Raum. Kämen Faschisten in deutsche Regierungen, wäre da nicht mehr viel … Raum.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. A.Holberg

    Der alte Spruch “Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch” gilt unverändert, da der Schoß die kapitalistische Klassengesellschaft ist. Deshalb ist es natürlich immer richtig, gegen den Faschismus zu kämpfen, aber gleichzeitig ist es nötig, sich zu fragen wie. Kann es einen erfolgreichen Kampf gegen den Faschismus unter der Fuchtel derer geben, die die ökonomischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für sein Wachstum schaffen – konkret unsere bürgerlichen Parteien von der “Partei Linke” über die rechte SPD, die FDP, die “Grünen bis hin zur CDU? Die Massendemonstrationen der letzten Tage haben offensichtlich viele gutmeinenden Menschen versammelt, aber ihre Wirkung kann nur über kurz oder lang verpulvern solange sie Führern hinterherlaufen, die ihren objektiven Klasseninteressen entgegenstehen und das auch noch in einer Art und Weise, dass sie die von ihnen selbst angeführten “Werte” in der Praxis mit Füßen treten. Generell ist Folgendes zu beachten:

    „Die (bürgerliche) Demokratie ist die Kunst, mit Hilfe des Volkes gegen das Volk zu regieren“ (Oscar Wilde)

    „Demokratie ist die Kunst, dem Volke im Namen des Volkes feierlich das Fell über die Ohren zu ziehen“ (Karl Heinz Deschner, Kirchenkritiker)

    Diese Zitate sprechen keineswegs gegen die Demokratie, wohl aber gegen ihre Verkürzung auf freie Rede und Kreutzchenmachen alle vier Jahre, kurzum die unverkennbar nur formale Demokratie, und die ist es zweifellos, die von dem Demonstranten wider ihre eigen Interessen verteidigt wird. Und dann gilt dieses:

    „Welch ein Schwindel ist es, die Demokratie in eine politische und eine ökonomische Demokratie zu trennen und sie als gleichwertige Größen nebeneinander zu stellen – als ob das Politische überhaupt etwas für sich selber wäre. Es verfällt sich zum Sozialen wie der Umriss zum Menschen selbst, es ist die strukturelle Form, in der sich das Soziale niederschlägt; von der sozialen Freiheit losgelöst existiert die politische Freiheit ebensowenig wie der Schatten losgelöst vom Körper existiert.“ (Martin Andersen Nexö)

    „Dem dient kein Wind, der keinen Hafen hat, nach dem er segelt“ (Montaigne)

  2. Edison

    Diese Aussage fordert möglicherweise dazu auf, Fehler zu akzeptieren und aus ihnen zu lernen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen oder Einschränkungen. Es kann auch als https://maichn.com/casino/mason-slots/ Aufforderung verstanden werden, Toleranz und Verständnis für die menschliche Fehlbarkeit zu zeigen, während wir uns weiterentwickeln und wachsen.

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