Neue Mediathekperlen-Lieferung
An diesem Wochenende hatte ich meine bisher mit weitem Abstand spannendste, faszinierendste Biologiestunde. Gut, zugeben muss ich, dass die Naturwissenschaften mich in der Schule nicht besonders angesprochen haben. An der Uni ging ich ihnen aus dem Weg. Und heute weiss ich, wie abhängig ich in der Klimapolitik von denen bin, die es anders als ich gemacht haben. So kam ich also gestern auf das hier:
“Achtung Orcas! – Gefahr vor Gibraltar? – Seit dem Sommer 2020 werden Boote entlang der Atlantikküste von der Straße von Gibraltar bis in die Biskaya im Norden immer wieder von Orcas angegriffen. Die Wale attackieren dabei zielstrebig die Ruder und zerstören diese. Forschende versuchen herauszufinden, was sie antreibt. Neugier? Konkurrenz um Nahrung? Oder Spiel?” Verfügbar bei Arte bis 2. Mai.
Was die Schweine an Land, sind im Wasser die Orcas: uns am ähnlichsten. Die rädelsführenden intelligenten Muttertiere beherrschen die medienkritische Erkenntnis: nur ein bisschen was kaputtmachen, die Ruder menschlicher Segelboote z.B., und schon gelangt man, bzw. tier, in die globale menschliche Medienaufmerksamkeit. Und anders als die Schweine sind sie im Wasser stärker als wir, Raubtiere, denen wir ihren Thunfisch wegfressen. Menschliche Lehre: dem Stärkeren vorsichtshalber nicht mit Aggression begegnen, sondern besser eine friedliche Lösung in beiderseitigem Interesse suchen. Woran erinnert Sie das? Ich schweife ab …
Anna Pflüger hat diese spannende Stunde im Auftrag des ZDF gedreht, produziert von k22-Film, alle aus Mainz, also von hier nur ein Stück den Rhein rauf. Kompliment, tolle Sache, und für TV-Glotzer*innen ähnlich anrührend, wie für die Whale-Watcher*innen auf den entsprechenden Booten.
Testo
Kida Khodr Ramadan macht es wie Jan Georg Schütte: er ködert erstklassige Ensembles mit dem unwiderstehlichen Angebot weitreichender Improvisation. Was beim Drehbuch gedanklich “gespart” wird, muss umso mehr in die Castingfantasie investiert werden: welche Rollen soll es geben? Wer kann sie am besten? Was soll ich sagen? Der Kerl hat schon lange ein gutes Händchen dafür, und seine Arbeitgeber, in diesem Fall ARD-Degeto, wissen davon. So lief “Testo”, ein eskalierender Banküberfall, am gar nicht so furchtbar späten Freitagabend linear, und ist ein Jahr verfügbar. Ich rate zu. Wenn Ihre Zeit knapp ist, lassen Sie einfach einen “Tatort” weg. Dort sind “Experimentalkrimis” – die kreativfeindlichste Begrifflichkeit, die sich Programmdirektoren jemals ausgedacht haben – ja quasi verboten …
Gerne hätte ich Ihnen zum Vergleich den nicht minder sophisticated Bankraub “Inside Man” von Grossmeister Spike Lee vorgeschlagen. Aber den hat Arte gestern leider nur linear ausgestrahlt, ohne Mediathekverfügbarkeit. 18 Jahre ist der – inhaltlich und iszenatorisch kaum gealterte – Schinken jetzt alt. Und da war nicht mehr Lizenz drin? Schade. Und arm.
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