Der Frieder schreibt uns ganz erfreut,

ich lad Euch ein zur Feier heut’,

weil das, damit Ihr’s alle wisst,

mein achtzehnter Geburtstag ist.

 

Der neunundzwanzig’ Februar

erscheint nur jedes vierte Jahr.

Das ist erst achtzehn mal geschehen,

drum kann ich mich als Jüngling sehen.

 

Was das bedeutet, ist letztendlich

aus uns’rer Sicht ganz unverständlich.

Wie nehmen an, er wird sich irren, 

vielleicht will er uns nur verwirren.

 

Mit achtzehn darf er erstmals wählen

und nach der Wahl die Stimmen zählen;

darf sogar selber kandidieren

und als Politiker amtieren.

 

Muss nicht mehr trampen oder laufen,

darf Auto fahr‘n und Auto kaufen.

Darf Konten führen, Schulden machen

und auch im fremden Bett erwachen.

 

Darf ungeprüft Verträge schließen

und Hochprozentiges genießen.

Darf nächtelang durch Kneipen bummeln

und muss beim Alter nicht mehr schummeln.

 

Darf Pornofilme konsumieren

und Spielkasinos frequentieren.

Er darf sich tätowieren lassen

und selbst sein Testament verfassen.

 

Kann sich ‘ne eig‘ne Wohnung suchen,

selbst in Hawaii den Wohnsitz buchen.

Darf heiraten, wenn er sich traut,

muss niemand fragen, nur die Braut.

 

Jedoch zu Hause sitzt Frau Inge

und wartet auf die guten Dinge,

die ihr ein Ehemann bereitet,

der grad die 18 überschreitet.

 

Sie grübelt, zieht die Stirne kraus,

wie lange hält er’s mit ihr aus ?

Wird er schon bald die Jugend spüren

und ständig junge Frau’n verführen ?

 

Wird er mit Abenteuern prassen

und sie zu Hause sitzen lassen ?

Wird er sie wirklich ewig lieben

und ihr dann noch den Rollstuhl schieben ?

 

Der Frieder soll ihr das beweisen

und zum Gerontologen reisen. 

Dort soll’n sie sich zusammen setzen

und danach Frieders Alter schätzen.

 

Man prüft Gewicht, Reflexe, Kraft, 

Muskulatur und Leidenschaft.

Man zählt die Haare, wiegt den Bauch

und den Gehirnstrom misst man auch.

 

Der Test ist soweit gut gelaufen, 

der Frieder darf sich kurz verschnaufen.

Dann wird gerechnet und verglichen,

hinzugefügt und weggestrichen.

 

Am Ende heißt es unumwunden: 

die achtzehn Jahre sind erfunden.

Als grob geschätzte Zahl ergibt sich:

Der Frieder wirkt wie zweiundsiebzig.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.