“Man bringt die Wissenschaft nicht auf den Feldern mit kleinen selbstgebastelten Maschinen voran, sondern im Labor mit Papier, einem Stift und einer Rechenmaschine. Und niemals, niemals wird ein vom Himmel gefallener Beweis den langen Erwerb von Kenntnissen ersetzen können, der es einem erlaubt zu unterscheiden, was im Bereich der Wissenschaft eine Fiktion ist.” Das ist die zentrale Botschaft in der zweiten Staffel der genialen französischen Streamingserie “UFOs/OVNIs”, verfügbar bis 26.4. Jede Staffel mit 12 Folgen mit je knapp 30 Min, Bingewatch-Zeit pro Staffel wären also jeweils knapp 6 Stunden.
Die erste Staffel hatte ich bereits rezensiert, auf die zweite hingewiesen. Nun habe ich die zweite Staffel gesehen. Die politischen Bezüge zur Friedens- und Umweltbewegung Ende der 70er sind leider weitgehend verschwunden. Dafür wird die französische Atompolitik deftig, fast schon unpolitisch, veralbert. Dafür schleicht sich gegen Ende der Staffel ein aktueller flüchtlingspolitischer Bezug ein.
Die Figuren entwickeln sich nur noch wenig weiter. Besonders beeindruckend bleibt die Optik. Das Bilddesign, die Farbgestaltung, die Architektur der Filmrequisiten, der Studio- und der Aussenaufnahmen ist unvergessliche, grosse Klasse, ein Genuss fürs Auge.
Die meisten Lacher hatte ich persönlich dann bei den zahlreichen Auflösungen des Plots in der letzten Folge. Ihr entstammt auch das oben zitierte Statement.
Keine*r versteht das ZDF
Karfreitagnacht um 2 Uhr, als das Tanzen noch verboten war, versendete das ZDF unbemerkt von relevanter Öffentlichkeit den deifachen Oscargewinner “Nomadland”. Das ist ähnlich schändlich, wie sein Umgang mit der weltbesten TV-Serie “Better Call Saul”. Meine Anfrage, wann es die 4.-6. Staffel zu senden gedenke, konnte der Sender nicht beantworten. Sie wussten es selbst nicht. Bei “Nomadland” frage ich mich, warum sie überhaupt unser (!) Geld dafür investieren, wenn sie es unguckbar machen – denn in die Mediathek kam der Film nicht.
Das Wohnwagenleben des US-Proletariats hatte ich erstmals 1974 in der Serie “Detektiv Rockford – Anruf genügt” zur Kenntnis genommen. Hier war die Sache weit weniger realistisch humoristisch drapiert. Die ARD beginnt nächste Woche mit Wiederholungen dieser Antiquität auf One. Mit Spannung wird zu beobachten sein, ob sie Mediathekrechte miterworben hat. Bisher gibts die alten Sachen nur gegen Geld in einer Privatsendermediathek.
Mit Spannung erwarte ich den Moment – werde ich ihn noch erleben? – in dem unsere öffentlichen Sender ihre Mediathekverfügbarkeiten für das Publikum transparent vorankündigen. Ob sie in ihrem Senderblasenleben jemals in der Gegenwart ankommen werden? Zweifel sind erlaubt.
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